Auf rauer Fahrt zum Portela da Corcha

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Tavira (wwot) – Es gibt in Portugal viele Möglichkeiten, gut essen zu gehen. Und es gibt die verschiedensten Wege, um zu den Restaurants zu gelangen. Zum Beispiel mit einer kleinen Fahrt durch die Berge. Wir sind im Caliço Park aufgebrochen, um dann gegrilltes Lamm mit hervorragender Aussicht im Restaurante Portela da Corcha zu genießen. Dabei war die Anfahrt eine wunderbare Vorspeise und die Rückfahrt ein herrliches Dessert.

Vom Caliço Park aus geht es zunächst Richtung Norden. Auf der M509 sind wir schon des Öfteren gestartet, um in die Berge zu fahren. Zunächst geht es am Monte Rei Golf & Country Club* vorbei. Das Gelände verbirgt sich hinter einer pompösen Einfahrt und hohen Mauern. Wir wissen nur: Ein kleines Reihenhäuschen dort mehr als zwei Millionen Euro kosten. Viel Geld, für das man fürchten muss, dass einem möglicherweise ein Golfball in die Suppe fliegt. Nein danke. Auf Google Maps kann man erkennen, wie groß das Gelände ist.

Von der Küste rauf ins Mittelgebirge. Fotos: Sopha, Henze

Wie immer ist mein Blick auf die Flora fokussiert. Jetzt im Frühling blüht es überall. Besonders faszinierend: Selbst, wenn es nicht so viel regnet wie in diesen Wochen, öffnen allerorten die Blumen ihre Blüten. Dann bedecken weiße Teppiche von Zistrosen die Hänge. Es sind große Blüten. Jetzt sind kleine weiße dazugekommen. Klar, dass wir anhalten für ein Foto. Die Bestimmungs-App (Flora incognita)* klärt mich später auf, dass es sich um die Montpellier-Zistrose handelt, einen „stark aromatisch duftenden Strauch von 60 bis 120 Zentimetern Wuchshöhe“.

Nach kurzer Zeit windet sich die Straße höher und höher. Ab und an liegt an der Straßenseite ein einzelnes Haus, manchmal begleitet von einem kleinen Wein- oder Gemüse-Garten. Und dann, nach einer Kurve, ruft die Frau mit der Kamera: „Anhalten!“ Denn der Ausblick ist großartig. Es wird noch zahlreiche Blicke bis zur Küste geben, einer atemberaubender als der andere. Natürlich nicht alle mit Foto-Stopp.

„Bauhaus“-Villa ganz abgelegen.

Wir sind ganz schön hoch. Unter uns wellen sich grüne Hügel, zerschnitten von braun-roten Streifen, den landwirtschaftlichen Wegen. Welche Bäume hier wachsen? Wir haben es noch nicht herausgefunden. Nach Internet-Recherche sollen es Mandelbäume, Korkeichen, Johannisbrotbäume, Feigenbäume, Orangenhaine und Erdbeerbäume sein. Glauben wir es mal, meist sind wir zu weit entfernt, um Näheres zu erkennen. Aber der Blick geht um diese Jahreszeit stets ins Grüne.

Vor der Cafetaria O Retiro do Faz Fato stehen etliche Autos, auch alle Tische im Freien sind besetzt. Dabei liegt das Lokal quasi „right in the middle of nowhere”. Aber hier teilt sich die Straße, wir biegen links ab. Auf Maps kann man übrigens erkennen, was uns verborgen bleibt: Viele Häuser haben hier einen Pool! Und etliche liegen auf der

Verkehrsschilder und Landschaft.

Hügelkuppe und lassen erahnen, dass man von dort aus einen wunderbaren Blick in die Landschaft oder bis zur Küste hat.

Andere Häuser schmiegen sich an die Hänge und dicht an die Straße. So wie in Cintados, wo die Bewohner auf der Treppe sitzen, Katzen, Hunde und Hühner die Straße queren und Bornholmmargeriten* in verschiedenen Farben am Straßenrand für ein freundliches Ambiente sorgen.

Nach knapp vierzigminütiger Fahrt erreichen wir unser Ziel an der N397: Das Restaurante Portela da Corcha. Die Google-Bewertungen sind positiv. Auch wenn das Restaurant von außen einen sehr schlichten, rustikalen Eindruck macht. Die Plastikstühle sind von der Sonne ausgeblichen. Aber ein großer Stapel Sagres-Kisten mit leeren Flaschen deutet auf viele Besucher hin. Das Türgitter steht weit offen und es duftet verführerisch nach gegrilltem Fleisch.

Portela da Corcha: Ländlich rustikal

Nein, nein, sie habe keinen Tisch mehr frei, erklärt die Wirtin. Auf Portugiesisch. Darum führt Wolf die Unterhaltung. Alle Tische drinnen seien besetzt. Wann etwas frei würde, könne sie nicht sagen. „Aber wir können doch draußen sitzen“, wendet er ein. Oh, das Wetter sei doch nicht gut, winkt sie ab. Doch Wolf lässt nicht locker. Kurz darauf sitzen wir an einem der quadratischen Tische mit verblichenem Coca-Zero-Schriftzug, der gleich darauf von der obligatorischen weiße Papierdecke verborgen wird. Wir haben Lamm bestellt. Das „couvert“ ist schlicht wie die Einrichtung: ein Korb mit wohlschmeckendem Brot, Oliven, Sardinenpaste.

Lamm vom Grill.

Zeit, die Umgebung zu mustern. Die überdachte Terrasse liegt direkt an der Straße. Aber der Verkehr hält sich in Grenzen. In manch einem städtischen Straßencafé ist die Abgas- und Lärmbelästigung wesentlich größer. Und die Aussicht bei weitem nicht so großartig. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite geht es bergab und der Blick weit ins Land. Jedenfalls so lange, wie noch keine Autos direkt an der Abbruchkante geparkt wurden. Denn es stehen viele Autos rund um das kleine Lokal. Drinnen sind die Tische schön eingedeckt. Es scheint eine Familienfeier zu sein. Die Ankommenden grüßen uns freundlich auf Portugiesisch. Aber an diesem Sonntag sind auch andere Einheimische hier, vor allem Arbeiter. Ab und zu stehen sie draußen, rauchen und unterhalten sich. Portugiesen unterhalten sich viele und gerne, ganz anders als Deutsche. Wolf kann einige Brocken aufschnappen. Es geht um die Arbeit. An den Chefs wird kein gutes Haar gelassen.

Ein französischer Wagen fährt vor, das Paar steigt aus. Es geht ins Restaurant und kommt nach einigen Minuten unverrichteter Dinge wieder heraus, schaut sich ratlos um, geht wieder zum Auto. Auf der Terrasse wäre noch Platz gewesen, es wird auch später noch ein Gast bedient. Unsere Beobachtung: Ohne Portugiesisch-Kenntnisse läuft hier wenig. Vielleicht, weil die Menschen lieber unter sich bleiben möchten. Auf Google hat das Restaurant gute Bewertungen, das bedeutet, dass auch Touristen (wie letztlich auch wir) hierherfinden. Ganz gut, wenn es nicht zu viele werden. Denn so bleibt der Charme als Einheimischen-Kneipe erhalten.

Die Bushaltestelle.

Übrigens: Hier ist auch die Poststation. Und eine Bushaltestelle. Das Schild ist zwar ziemlich verwittert. Doch auch Google erklärt, dass hier eine Haltestelle von Bussen ist.

Nach dem vorzüglichen Lamm (das wir in der Menge in Deutschland sehr teuer bezahlen müssten) geht es auf derselben Strecke zurück. Schließlich offenbart die umgekehrte Perspektive oft neue Anblicke. Außerdem haben wir bei Pocilgões interessante Bäume gesehen. Es gibt zwar ein Ortsschild mit dem Namen Pocilgões, aber von einem Ort sehen wir nichts. Erst auf Google Maps zeigt sich, dass nördlich der Straße etliche Häuserruinen liegen. Südlich der Straße recken Bäume ihre abgestorbenen und moosüberwucherten Äste bizarr in den Himmel. Die Pflanzen-App sagt, dass es Korkeichen sein könnten. Und in der Tat habe ich am Straßenrand auch schon geschälte Korkeichen entdecken können.

Skurriler Baum.

Beim Fotostopp führt ein leises Plätschern zu einem fließenden Gewässer. Fluss? Bach? Name? Keine Ahnung. Aber das Wasser gurgelt vergnügt vor sich hin, bildet sogar einen kleinen Pool (der zum Baden einlädt) und begleitet uns im Tal rechts der Straße noch eine ganze Wegstrecke. Es gibt hier auch eine Quelle, einen Wasserhahn mit frischem Wasser. In einem Land wie Portugal eine Seltenheit. Hätten wir noch unseren geländegängigen Jimney gehabt, wären wir der Schotterstrecke im Tal gerne ein Stück gefolgt.

Aber mit dem T-Roc wagen wir es lieber nicht. Dafür bietet das Cabrio die Möglichkeit, offen zu fahren. Umso mehr, da es auf dieser gewundenen Strecke nicht möglich ist, schnell unterwegs zu sein. Es sei denn, man möchte im Abgrund landen. Keine Leitplanken, keine Markierungen, keine Reflektoren – im Dunkeln möchte ich hier nicht unterwegs sein. Auch so erging einige Male der sanfte Hinweis an den Fahrer, dass die Beifahrerin Achterbahn-Fahrten nicht mag.

Nur bedingt geländegängig.

Doch: Die Ausblicke Richtung Meer waren wieder großartig. Mit dem Auto sind wir schnell wieder im Park und in der Nähe der Küste. Aber wie muss es früher für die Bergbewohner gewesen sein: ein Haus in der Einsamkeit der Berg, das Meer immer im Blick, aber quasi unerreichbar, weil zu Fuß oder mit dem Esel etliche Tagesreisen entfernt. Auf jeden Fall können wir diese Abstecher ins Hinterland jedem empfehlen. Und es soll auch Wanderwege geben … sab

* https://www.monte-rei.com

* https://floraincognita.de

* https://www.senoritas-plants.com/de/bornholm-margerite/

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