Vom Campinplatz La Masseria bis nach Gallipoli ist es nicht weit. Eigentlich liegt der Platz direkt vor dem Ort. Aber die Stadt mit dem eigenen Auto anzusteuern, ist dennoch ein Abenteuer. Denn die Verkehrsführung ist verwegen: Viele Einbahnstraßen, Abzweigungen, die auf den ersten Blick nicht als solche zu erkennen sind und dazu Süditaliener, für die Verkehrsregeln anscheinend nur einen Sinn haben: Sie nach Möglichkeit nicht zu beachten. Dennoch: Keine Angst. Spätestens beim dritten Mal hat man den Dreh raus.
Eigentlich gibt es Gallipoli zwei Mal. Da ist zum einen die Altstadt, ein geschlossenes Gebiet, das auf einer Felseninsel erbaut wurde und durch einen Damm mit dem Festland verbunden ist. Und dann die „neue“ Stadt, durch die man hindurchfahren muss, um zum „centro storico“ (Altstadt) zu gelangen. Wenn man auf einem der großen Parkplätze am Hafen seinen Wagen abgestellt hat, streift man am besten zu Fuß durch die Gassen. Anwohner sind hier zwar mit ihren (meist kleinen) Autos unterwegs, aber fürs Fahren in den engen Straßen braucht man schon besondere Gene (und Geduld). Wenn nämlich von einer Ape die Waren für ein Geschäft entladen werden, staut sich der Verkehr zwangsläufig dahinter. Hier sind auch viele Rollerfahrer unterwegs, oft mit großer Geschwindigkeit. Aber wohl auch mit großer Geschicklichkeit, denn ich habe noch nichts davon gelesen oder gehört, dass hier Touristen niedergerollt wurden.
Gallipoli ist griechischen Ursprungs. Kalli Polis lautete die ursprüngliche Bezeichnung – schöne Stadt. Auch wenn die Straßen eng sind und der Putz vielfach bröckelt, hat sie ihren ganz eigenen Charme bewahrt. Wenn man das Städtchen heute erlebt, kann man kaum glauben, das es einmal eine Metropole von europaweiter Bedeutung war: In den unterirdischen Ölmühlen wurde Olivenöl verarbeitet, das sich nicht zur Ernährung eignete. Es wurde zu Lampenöl verarbeitet und in alle Welt exportiert. Allein fünf Häfen gab/gibt es. Heute sind es vor allem Fischerboote und schnittige Yachten, die im Wasser des Ionisches Meeres dümpeln. Wer mehr über die Geschichte wissen möchte, kann natürlich ins Stadtmuseum gehen. Doch dieses ist ein großer Raum, mit Vitrinen, die angestaubt wirken und Exponaten, von denen sich vielfach nicht die Beziehung zu Gallipoli erschließt – jedenfalls, wenn man kein Italienisch kann. Interessiert hätten mich die Gemälde vom historischen Ort, doch die hängen leider viel zu hoch, als das man sie gut betrachten könnte.
Eine Straße zeichnet den Verlauf der Stadtmauer nach. Von hier oben hat man einen wunderbaren Blick auf Stadt, Meer und Häfen. Natürlich vielfach mit der Möglichkeit, angenehm zu Speisen. Vor allem Fisch steht auf den Karten, richtig frischer Fisch und göttlich zubereitet. Davon mehr später auf www.worldwideontour.de
Heute leben die Bewohner vielfach vom Tourismus. Und so sind die „Hauptstraßen“ um den Dom dann gepflastert mit Souvenierläden und –ständen. Da gibt es viel Nippes, aber auch schöne Sandalen. Oder witzige Hüte.
Der Dom ist sicher einen Besuch wert. Wir haben ihn von außen genossen. Der gold-rote Stein der Region bildet einen großartigen Kontrast zum strahlend blauen Himmel. Der Lecce-Stein macht’s möglich. Die großen Abbaugebiete haben wir auf der Autofahrt gesehen und gelesen, dass dieser Stein sehr leicht zu bearbeiten ist. Das ist im Barock zum speziellen Lecce-Barock geführt. Auch das Castell am Ortseingang kann man besichtigen, wir waren dafür zu spät dran, haben dafür den Kontrast des samtblauen Abendhimmels zum hellen Stein genossen. Die ehemaligen Markthallen vor dem Castell wurden saniert und mit Kneipen und Geschäften ausgestattet. Übrigens: Ihren ganz eigenen Reiz entfaltet die Stadt nach Einbruch der Dunkelheit. Aber das ist ein extra Kapitel.
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