On Task: Korvette „Erfurt“ im Einsatz

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Seit 2006 beteiligt sich die Deutsche Marine am Unifil-Einsatz der Vereinten Nationen im Seegebiet vor der libanesischen Küste. Der Auftrag fordert die Unterbindung von Waffenschmuggel für die Hisbollah-Milizen, die Überwachung des Seeverkehrs, sowie technische Ausrüstungshilfe, militärische Beratung und Ausbildungsunterstützung für die libanesischen Streitkräfte. Zusammen mit dem deutschen Ausbildungskommando (wwot berichtete darüber: Link) in Beirut und Jounieh wird dieser Auftrag in diesem Jahr durch die Korvette „Erfurt“ erfüllt.

Hauptgefreiter Dennis Burger am Ruder. Fotos: Henze
Hauptgefreiter Dennis Burger am Ruder. Fotos: Henze

Mit langsamer Fahrt passiert die Korvette „Erfurt“ die Molenköpfe von Limassol auf der Insel Zypern. „Steuerbord zehn, neuer Kurs wird eins zwo fünf“. Rudergänger Dennis Burger quittiert den Kursbefehl und legt das Ruder, das mehr dem Steuerhorn eines Boeing-Airliners ähnelt, langsam nach rechts. Hauptgefreiter Burger (21) ist jetzt auf Wache im Steuerstand der „Erfurt“, hat für die nächsten Stunden das Ruder übernommen. Der junge Mann aus Brandenburg/Havel ist verantwortlich, dass die moderne Korvette den richtigen Kurs steuert, legt ebenfalls nach Weisung des Wachhabenden Offiziers die Fahrstufen für die beiden Antriebsdiesel.

Der Steuerstand
Der Steuerstand

Vor gut einer Stunde erst ist die „Erfurt“ nach einem verlängerten Wochenende auf Zypern zum nächsten Einsatz ausgelaufen. Einmal mehr geht es vor die libanesische Küste, um in Zusammenarbeit mit der von deutschen Soldaten aufgebauten Küstenradarorganisation die Überwachung der libanesischen Territorialgewässer zu übernehmen.

Korvette "Erfurt" in See
Korvette „Erfurt“ in See

Die „Erfurt“, und das ist eine Premiere, wird im Moment von der Besatzung des Schwesterschiffs „Ludwigshafen am Rhein“ gefahren. Die „Ludwigshafen“-Frauen und Männer haben mit der „Erfurt“ Ende Januar den Heimatstützpunkt Rostock-Hohe Düne verlassen, und Anfang Februar das Unifil-Mandat im östlichen Mittelmeer übernommen.

Ende Mai, also nach vier Monaten, wird die komplette Besatzung abgelöst und durch frische Kräfte ersetzt. Nach gut einem Jahr erst wird die „Erfurt“ nach Deutschland zurückkehren, dreimal wurde zuvor jedoch die Besatzung im Einsatz ausgewechselt. Korvettenkapitän Marco Köster (38) geht davon aus, dass dieses Wechselkonzept auf den Korvetten genauso funktionieren wird, wie bereits auf Minenjägern oder Schnellbooten zuvor. „Wenn es gut läuft, sollte der Tausch in einer Woche erledigt sein“, ist der amtierende „Erfurt“-Kommandant sicher.

Steuermann Stefanie
Steuermann Stefanie Reimers bei der Arbeit

 

Erfolgreiches Wechselkonzept
Dieses Wechsel-Konzept, zu Lasten einer durchaus segensreichen Stammeinheits-Affinität der Crews, dient vor allem planbarer Einsatzzeiten der Besatzungen, wie auch der Einsparung von Betriebsstunden. Vor allem ersteres dürfte auch positive Auswirkungen auf die Nachwuchslage der kleinsten Bundeswehr-Teilstreitkraft haben.

Rund 130 Seemeilen, also schlappe  230 Kilometer, ist die Distanz von Limassol bis Beirut. Und Beirut wird das heutige Ziel der „Erfurt“ sein, denn dort gilt es Personal und Material für das Deutsche Ausbildungskommando abzugeben.

 

Moderne Systeme
Steuermann Stefanie Reimers (27) hat die Routennavigation, genau so wie die Einlaufplanung für die libanesische Hauptstadt, längst vorbereitet, geht entspannt an der Ecdis-Konsole ihren Aufgaben nach. Die Korvetten der Klasse 120, deren Einführung über Jahre technisch eine Menge Ärger bereitet hat und alles andere als ein Ruhmesblatt für die maritime Rüstungsindustrie in Deutschland ist, sind in der Tat aber hochmoderne „Kampfsterne“, wobei das digitale Navigationssystem noch zu den allerkleinsten Komponenten gehört. Inzwischen gut in Fahrt gekommen, sind die Korvetten sicher die erste Wahl für Einsätze wie beispielsweise im Rahmen der deutschen Beteiligung bei Unifil. Moderne Ortungs- und Fernmeldesysteme, Effektoren für weitgespannte Bedrohungszenarien, standfeste Antriebs- und E-Anlagen, ein einsatzbelastbarer Besatzungsumfang, aber auch die Unterkunfts- und Lebensqualität an Bord lassen sie als überaus geeignet für längere Einsatzzeiten in See erscheinen.

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Korvette „Erfurt“ läuft in Beirut ein

 

Deutsche Marine als Parent-Navy
Die Ansteuerung von Beirut wird erst in der Dunkelheit erreicht. Die Anmeldeprozedur zieht sich ein wenig, aber die Libanesen scheinen sich insbesondere gegenüber der „parent navy“, wie Marine-Befehlshaber Konteradmiral Nazih Jbaily die Deutsche Marine nur einen Tag später einordnet, keine Nachlässigkeiten nachsagen lassen zu wollen. Sei es drum, gute zwei Stunden später war die „Erfurt“ längst wieder zur Patrouille in die Küstengewässer ausgelaufen. Wolfgang Henze

Anmerkung: Bis auf den Namen des Kommandanten, wurden von der Redaktion die Namen der Besatzungsmitglieder  geändert.

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