Die Drahtseile führen sehr steil bergauf. „Oh nee, da fahr’ ich nicht hoch!“, erzitterte die Flachlandtirolerin beim Anblick der Zugspitzbahn. Tat sie dann aber doch. Fazit: Es lohnt sich. Der Ausblick vom Gipfel ist einfach gigantisch.
Neben ein bisschen Mut – aber wirklich nur ein klitzekleines bisschen – benötigt man vor allem Geld, um den Gipfel von Deutschlands höchstem Berg auf die leichte Art zu stürmen. 39 Euro kostet eine Berg- und Talfahrt für einen Erwachsenen mit der Tiroler Zugspitzbahn. Wer meint, das sei zu teuer, dem sei die Ausstellung oben im Erlebnismuseum empfohlen: Es ist unglaublich, unter welchen Anstrengungen und mit welch simplen Mitteln zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Bau begonnen wurde. Schließlich gab es noch keine Bahn, mit der die Materialen nach oben geschafft werden konnten. Die waren oftmals tonnenschwer, die Anstiege steil. Aber für die Menschen im österreichischen Ehrwald bedeutete die Arbeit eine sichere Einnahmequelle – auch wenn die Verletzungs- und Todesgefahr groß war.
Im Juli 1926 wurde die Bahn eingeweiht, seitdem einige Male modernisiert. Die neuesten Gondeln fassen bis zu 100 Passagiere, aus Lautsprechern tönt leise beruhigende Musik, ein kleiner Ruck – die Fahrt beginnt. Gewaltig sind die Räder, über die die Stahlseile laufen. Ob sie halten? Eine Frage, die man sich nicht stellen sollte. Zehntausende von Menschen werden jährlich transportiert, bisher ging alles gut. Also vorsichtig einen Blick nach unten werfen. Nach wenigen Augenblicken ist die Talstation auf Spielzeuggröße geschrumpft, kurz darauf befinden wir uns auf Augenhöhe mit den ersten schneebedeckten Gipfeln. Eine Wanderhütte liegt inmitten von unberührtem Schnee. Doch durch den Wald und über die Kuppen verlaufen Spuren: Sie sind von Gemsen, von denen wir aber leider keine sehen.
Innerhalb von zehn Minuten überwindet die Bahn 1225 Meter Höhendifferenz. Mit jedem Meter wird der Ausblick gigantischer. Es ist wie ein Flug über die Berge. Ein schneebedecktes Gipfelmeer breitet sich aus, Spitze an Spitze. Darüber ein wolkenloser blauer Himmel. Ein großartiger Kontrast.
1820 hat die Zugspitze ihre Jungfräulichkeit verloren. Damals gelang dem Landvermesser Josef Naus unter Mühen, den – bis dahin von keinem Menschen betretenen – Gipfel zu erklimmen. Am 27. August erreichte er mit seinem Diener und einem Bergführer die Spitze der Spitze. In seinem Tagebuch (nachzulesen in der Ausstellung auf dem Gipfel) notierte er: „Mangel an Zeit und Material verhinderte uns, eine Pyramide zu errichten. Nur ein kurzer Bergstock mit einem roten Sacktuch daran befestigt, diente zum Beweis, dass wir da gewesen. Nach fünf Minuten wurden wir schon von einem Donnerwetter, mit Schauer und Schneegestöber begleitet, begrüßt und mussten unter größten Gefahren die Höhe verlassen.“
Natürlich kann man auch heute noch zu Fuß die Zugspitze bezwingen. Ein Film in der „Erlebniswelt“ zeigt den Aufstieg und wurde von der Flachlandtirolerin mit den Worten kommentiert: „Nein danke, das ist nix für mich. Wie gut, dass es die Bahn gibt“. Ein goldenes Gipfelkreuz ziert heute die Spitze. Im Winter ist es aber unerreichbar. Der kurze Weg von der Aussichtsterrasse aus ist gesperrt und selbst im Sommer nur mit alpiner Ausrüstung begehbar. Doch für Menschen ohne alpinen Ehrgeiz ist genügend gesorgt. Die Aussichtsterrasse ist riesig. Quer über den Gipfel verläuft die Grenze zwischen Deutschland und Österreich, der Grenzübertritt ist unproblematisch und das großartige Bergpanorama auf diese Weise von vielen Seiten zu genießen. Auf den ursprünglichen Fels setzt kein Besucher auch nur einen Fuß. Alles ist bebaut. In der „Erlebniswelt“ gibt es ein riesiges Glasfenster, das auch bei starkem Wind eine gute Aussicht ermöglicht. Mit Löwenbräu und Franziskaner Weißbier lädt „Deutschlands höchster Biergarten“ zu einer Pause ein. Und am „PhotoStop“ kann man sich von einer automatischen Kamera mit dem Gipfelkreuz im Hintergrund ablichten lassen. Keine Frage: Die Zugspitze ist heute eine gigantische Touristenattraktion und das Hochplateau, das Zugspitzplatt, ist ein großes Skigebiet.
Doch die Zugspitze hat noch eine andere Seite. Stellt man sich an einen ruhigen Ort, spürt man die Einzigartigkeit und Erhabenheit des Gipfelmeeres, der großartigen und gewaltigen Natur.
Info:
Name: Zugspitze – Wettersteingebirge
Höhe: 2962 Meter
Alter: 30 Millionen Jahre
Geologie: Wettersteinkalk
Gewicht: 198 Milliarden Tonnen
Besondere Merkmale: Hufeisenförmiger Bergkamm, nach Osten hin offen
Lage: Nördliche Kalkalpen
Infos im Internet: www.zugspitze.com
Quelle: Zugspitz-Erlebniswelt
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