Berlin (whe) – Irgendwas stimmte nicht. Das Wohnmobil stand bergab. Und das auf einer relativ ebenen Abstellfläche auf dem Internationalen Wohnmobilstellplatz an der Berliner Chausseestraße. Merkwürdig!
Beim Start zur Rückfahrt am nächsten Morgen war dieser Zustand aber schon wieder in Vergessenheit geraten, auffällig war allerdings, dass es ein wenig länger als üblich dauerte, bis im Cockpit das Vollluftfahrwerk nach dem Motorstart „ready to go“ signalisierte. Die folgenden 350 Kilometer liefen routinemäßig ab, wenig Verkehr, Autopilot rein, rechte Spur A 24, alles tutti. Nach dem Abstellen vor der Haustür sollte wie immer die Vorderachse hoch und die Hinterachse runter gefahren werden, denn die Abstellfläche vor der heimischen Latifundie ist nun wirklich schräg.
Vorderachse angewählt, den Hochtaster gedrückt, der Aufbau strebt nach oben, um -begleitet von einem dezenten Zischen auf der rechten Triebkopfseite- jedoch wenig später langsam wieder nach unten zu sinken. „Oho“, denkt der Fahrer, „da stimmt was nicht.“
Am folgenden Montag also direkt einen Termin in der Kieler Werkstatt des Vertrauens gemacht, am nächsten Tag hin gefahren, was reibungslos funktionierte, denn wenn der Sechs-Liter-Sechs-Zylinder-Selbstzünder rotierte, konnte offensichtlich genug Pressluft nachgeschoben werden, um das Fahrwerk angemessen unter Dampf zu halten.
Bei Wulf & Sohn (dazu später mehr) ging es direkt auf die Grube, und siehe da, die Vorderachse verlor nicht über eine undichte Schlauchverbindung, Anschluss oder was auch immer Druck, sondern unmittelbar über den rechten Luftbalg der Vorderachse. Das ist bemerkenswert, denn eigentlich sind die Dinger unkaputtbar, sind darum oft auch mit lebenslanger Garantie gesegnet. In diesem Fall erklärte sich das technische Problem jedoch zügig von selbst.
Die technischen Strategen bei Iveco hatten die Verschraubung der oberen Luftfederböcke an der Vorderachse nämlich so angelegt, dass die Stehbolzen nur im Ruhezustand des Fahrzeugs nicht in den Expansionsraum –kann man das so sagen?- der Luftbälge reinragten. Bei Beanspruchung der Bälge, auf rauen Wegen beispielsweise, perforierten sie über rund 100.000 Kilometer ganz dezent die beide vorderen Bälge, erfreulicherweise war davon bislang nur einer undicht geworden, aber bei dem auf der Fahrerseite war ebenfalls bereits eine deutliche Einkerbung erzeugt durch die gleiche Ursache zu sehen.
Zwei Bälge bestellen, zwei Bälge tauschen, nun das kostet schon was, tatsächlich sind wir aber froh, dass die Fahrwerksschwachstelle jetzt in Deutschland aufgeflogen ist, und nicht vielleicht erst ein paar Jahre später mit Nordkurs auf dem Dalton Highway in Alaska Richtung Deadhorse.
Unser Tipp daher für die Iveco Eurocargo-Eigner: Lasst den Schrauber eures Vertrauens doch mal einen Blick auf die vorderen Luftbälge werfen. Die Stehbolzen an unserem „Dampfer“ sind jetzt jedenfalls so gekürzt worden, dass sie künftig keinen Schaden mehr an den Bälgen anrichten können.
Anmerkung: Nach wechselvollen Erfahrungen mit diversen Iveco-Werkstätten in den letzten Jahren in Deutschland, übrigens deutlich besseren in Lettland (Link) und Polen, überlassen wir die Wartung und Instandsetzung unseres Eurocargos seit geraumer Zeit einer freien Lkw-Werkstatt in Kiel. Für diesen guten Werkstatt-Tipp geht mein Dank gerne noch mal an Ludolf Fock, dem Präsidenten des schleswig-holsteinischen Schaustellerverbandes, der seine Zugmaschinen dort seit ewigen Jahren technisch betreuen lässt: Link
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