Memphis/Tennessee (wwot)- Wer von den Älteren kann sich nicht noch an den Weihnachts-Vierteiler „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ erinnern, der Weihnachten 1968 die Straßen leerfegte? Roland Demongeot spielte damals die Hauptrolle, kongenial filmisch von Marc di Napoli als Huckleberry Finn begleitet. Nach dem Buch von Mark Twain verfilmt, kam mir so zum ersten Mal persönlich der gewaltige Mississippi bildlich unter, allerdings gebe ich gerne zu, dass es mir als 13jährigen Lümmel vor allem des Richters hübsches Töchterlein Becky Thatcher angetan hatte.
Viel später war es dann ein anderer Film, der mir den Mississippi erneut wieder ins Gedächtnis rief. Der beste amerikanische Komiker aller Zeiten, W. C. Fields, hatte den Mississippi in seinem gleichnamigen Film bereits 1935 in Szene gesetzt. Als stets angetrunkener Raddampfer-Kapitän erzählt er im Steuerstand seinen Passagieren skurrile Geschichten über seine nahezu alleinige Eroberung Amerikas oder versuchte händeringend und erfolglos das fünfte As beim Pokern loszuwerden, macht nichts, die Mitspieler haben je vier auf der Hand. Fields brachte mir also den Mississippi nah und hielt mich vom pokern fern.
Im „Anflug“ mit dem Wohnmobil auf Memphis/Tennessee hatten wir ursprünglich vor den Campingplatz beim Graceland anzusteuern, also mehr oder weniger mitten in der Stadt, als uns Beiden klar wurde, dass wir zwar Elvis Presleys Musik mögen, aber nicht zwingend sehen müssen, wie er gelebt hat. Schnell war der Entschluss gefasst, wir lassen Memphis „links“ liegen, fahren weiter zum westlichen Mississippi-Ufer, denn dort gibt es in beinahe gegenüber der Elvis-Metropole einen Campingplatz mit dem Namen „Tom Sawyer´s Mississippi River Campground and RV Park“.
Dieser Platz liegt zum Teil direkt auf Halbinseln im Mississippi, ist zeitweise wegen Hochwasser geschlossen und wir hatten keine Ahnung, ob das gerade jetzt nicht wieder der Fall sein würde. Die Anfahrt war ein bisschen spooky, es ging durch ein ziemlich verwahrlost wirkendes Wohngebiet südwärts, dann über den Deich und ein paar Hundert yards später empfing uns ein großes Hinweisschild mit dem morbiden Charme eines Captain Jack Sparrow-Films. Was Wunder, dachten wir später, war das Schild vermutlich schon x-mal in den Mississippi-Fluten versunken.
Wenig später erreichten wir nach Passage eines weiteren Stein-Abbruchgebiets die rustikale Rezeption, wo uns ein bärtiger „Cowboy“ fröhlich empfing, und nach einem witzigen Hin- und her schließlich den absoluten Top-Platz, die 1a-Lage am Mississippi, für zwei Nächte günstig „verkaufte“.
Es ging schließlich hinter einem Golf-Cart her, etliche Yards waren zu fahren und wir standen auf einer Top-Fully-hook-up Pull-Trough-Site (werde ich später mal genauer erläutern) in erste Lage knappe 50 Meter vom Mississippi entfernt, der dort seine Hochwasser erfreulicherweise immer mit einer Woche Vorlauf ankündigen würde, so der Campingplatz-Betreuer.
Und Motorhomes waren dort zu sehen, Fifth-Wheeler in rauen Mengen dazu, „Beiboote“ die in Deutschland als rattenscharfe Zugfahrzeuge durchgehen würden, es war unglaublich. Und gemessen am Zuspruch, war der Platz nicht mal sonderlich teuer, gegen 40 Dollar die Nacht inkl. Strom, Wasser, Abwasser, Kabel-TV, Sanitär und Laundry ist in den USA wenig gegen zu sagen. Na ja, das Sanitärgebäude hatte in etwa die Größe einer Wochenendhütte, aber in den USA, wer braucht die schon.
Es waren unglaubliche zwei Tage am Ufer des größten nordamerikanischen Stroms, Elvis war vergessen, der Mississippi wieder vollends präsent, und über die Mississippi-Monster, frachttragende Schubeinheiten bis zu 500 Metern Länge, werde ich ein andermal berichten. Unser Fazit: Dort haben wir nicht zum letzten Mal gestanden. Wolfgang Henze
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