Irgendwie kam uns dieser Tage das „Markmanns“ unter. In einem Portal oder einem sozialen Netzwerk vermutlich, versehen mit der Beschreibung „moderne amerikanische Küche“. Das machte uns aufmerksam. Die Fährte wurde aufgenommen und führte zur homepage markmanns.de, deren Sichtung uns auch gleich positiv „auf den Magen schlug“.
Wir haben ein klein wenig ein Luxusproblem, zugegeben, denn das gastronomische Angebot in Schleswig-Holstein reißt uns, querschnittlich betrachtet, nicht wirklich vom Stuhl. Kann man in Bayern oder Baden-Württemberg nahezu in jedem Dorfgasthof gut essen, sollte man im nördlichsten Bundesland doch schon über ein paar genauere Info verfügen, bevor man den Fuß über eine Restaurant- oder Gasthausschwelle setzt.
Auch Sterneköche betrachten wir mit ihrem Angebot in Schleswig-Holstein doch eher distanziert, kommen uns deren Menükarten oft einfallslos oder „statt kochen“ wie Protein-Designing vor. Witz muss Küche haben, pfiffig sein, ihr Wert muss dem Preis entsprechen, und gesättigt sollst du wieder von Dannen ziehen. Unsere persönlichen „Sterne“ vergeben wir daher bevorzugt in Schleswig-Holstein an die Gutsküche Wulksfelde, die Geschmaxpiraten im Rendsburger Edeka-Markt hinterm Bahnhof (ja ja, richtig gelesen), dem „Gustavs“ im „Alten Stahlwerk“ in Neumünster, dem „Wonnemeyer“ am Strand in Wenningstedt auf Sylt und dem Landgasthof „Haby Krog“ in Haby. Eine sicher willkürliche und absolut subjektive Auswahl, aber eben unsere Auswahl.
Richtig „Markmanns“. Oliver Markmann geht auf der homepage mit folgender Philosophie an den Start: „Essen soll schmecken, abwechslungsreich und nahrhaft sein, es soll Kraft für den Tag geben und die ohnehin kurzen Pausen mit Genuss füllen.“ Ja, dieser Philosophie können wir folgen und den Inhalten der Speisekarte ebenfalls, von den phantastischen Fotos (übrigens, die bemerkenswert gute homepage ist eine Eigenleistung des Gastronomen, der erfreulicherweise aber noch über weitere Talente verfügt).
Wir waren die erste Gäste am Samstagabend, wurden überaus freundlich an der Tür von Daniela und Oliver Markmann begrüßt, während wir uns noch ein wenig über das Ambiente wunderten, denn das „Markmanns“ liegt mitten im Westerrönfelder Gewerbegebiet, ist der ehemalige gastronomische Bereich eines Sportzentrums, das jetzt im wesentlichen aus einem Indoor-Spielparadies für Kinder und ein paar Tennisplätzen besteht. Je nach Tisch kann beim Essen auch Kindern beim Spielen oder Sportlern beim Tennis zuschauen. „Ja“, sagt Oliver Markmann, „das Ambiente ist ein wenig ungewöhnlich, aber finden sie doch mal Gastronomie-Räumlichkeiten in denen sie sommers und winters draußen grillen können und bei Veranstaltungen auch nachts noch Musik ertönen darf. Hier ist das alles kein Problem.“
Und in der Tat, in Italien -beispielsweise- sitzt man gelegentlich sogar in Top-Restaurants auf Zehn-Euro-Camping-stühlen, während in Deutschland manchmal mehr Wert auf die Ausstattung statt auf Küchenqualität gelegt zu werden scheint. Das ist praktisch so, also ob man in eine Zeitung mehr Ehrgeiz ins Layout als in die Inhalte steckt. Also, Ambiente ja, aber was aus der Küche kommt und wie es an den Gast gebracht wird zählt wirklich.
Daniela und Oliver Markmann sind Leidenschaftsgastronomen, was sie einkaufen, was sie vorbereiten und grillen oder kochen ist vom Allerfeinsten. Insofern hat die „moderne amerikanische Küche“ des Markmanns auch nur wenig mit einem der üblichen Steakhäuser oder American Diner zu tun. Alles, bis auf die Süßkartoffel-Pommes, wird selbst produziert. Das Rindfleisch stammt aus den Tiefebenen im Süden Australiens und wird als Clare Valley Gold mit Black-Angus-Rindern gezüchtet. Das Schweinefleisch stammt von Porco Iberico-Schweinen aus den Wald- und Gebirgsflächen Südwestspaniens und Andalusiens, und die Monster-King Crabs aus der Barentsee.
Die Speisekarte im „Markmanns“ -die schon am Nachmittag online ausgiebig studiert wurde- legten wir schließlich beiseite und ließen uns von Oliver Markmann, wir mit einem „Vesper“ (Martini a la James Bond, Drei Maß Gordons, ein Maß Wodka und ein halbes Maß Kina Lillet) in der Hand, folgendes empfehlen: Als Vorspeise Markmanns BBQ-Antipasti (Beef Brisket, Pulled Pork, Markmanns Bacon, Burned Ends, Crispie Landbrot mit Chimichurri), als Hauptgericht das Flank Steak vom Clare Valley Gold Black Angus (draußen gegrillt, am Tisch tranchiert, serviert mit Wildkräutersalat, Steakbutter, Süßkartoffelpommes, Fleur de Sel, einer Auswahl verschiedener Pfeffer und Dips (Aioli, süsses Chili-Gelee, eingelegte Zitronenecken, Chimichurri) aus eigener Herstellung. „Und das Dessert, sehen wir dann später.“
Um es kurz zu machen: Es war alles ein Gedicht. Umso mehr wir die BBQ-Antipasti vor allem deshalb gewählt hatten, um einen Überblick über die „weitere Speisekarte“ zu bekommen. Egal ob es das Pulled Pork war, die Burned Ends oder das Bacon, es war einfach lecker. Übrigens, Markmanns verstehen unter slow cooking für verschiedene Gerichte zwei Tage Marinierzeit und 15 Stunden Niedrigtemperaturgaren. So entstehen beispielsweise Pulled Pork oder die Spare Ribs in drei verschiedenen Geschmacksvarianten. Das Fleisch der australischen Black-Angus-Rinder braucht weltweit keinen Vergleich zu scheuen, so etwas wohlschmeckendes und zartes ist absolut outstanding.
Fazit: Wir sind nach rund zwei Stunden (als Dessert hatten wir dann die Pawlowa -guckt mal auf der homepage- gewählt, ebenfalls lecker lecker, waren ordentlich und überaus angenehm satt und sind davon überzeugt, mit dem „Markmanns“ ein weiteres Lieblingsrestaurant für uns -noch dazu nur 18 Minuten mit dem Pkw entfernt- gefunden zu haben.
Für uns ein fünf-Sterne-Angebot und darüber hinaus auch einfach und verkehrsgünstig in A 7-Nähe zu erreichen. Und, für Caravaner und Wohnmobilisten wichtig, unglaublich viele große Parkflächen rundherum, auch ein Lage-Vorteil in einem Gewerbegebiet. Jeden Donnerstagabend, übrigens, spielt ab 21 Uhr die Bluesbox, eine Blues-Formation der auch Oliver Markmann angehört. Neben kochen, grillen, erstklassige Lebensmittelproduzenten finden und homepage bauen, ein weiteres Talent des Gastronomen.
Info:
Markmanns
Geschmaxpiraten
Gustavs
Gutsküche Wulksfelde
Haby Krog
Wonnemeyer
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