Hamburg/Basel (wwot) – Hapag-Lloyd ist einer der Marktführer im Transport von Kakao. Die komplexe Logistik rund um das sensible Naturprodukt ist seit über zehn Jahren Tagesgeschäft und Leidenschaft von Holger Schwesig. Er leitet das Schweizer Hapag-Lloyd Büro in Basel.
Als Leiter des Schweizer Hapag-Lloyd Büros in Basel verantwortet Holger Schwesig das Geschäft von globalen Kunden wie Nestlé. Mit rund 12 Kilogramm pro Jahr haben die Schweizer nach wie vor den weltweit höchsten pro Kopf Konsum. Im Interview erklärt er, wie Hapag-Lloyd den Herausforderungen in der Kakaowertschöpfungskette mit innovativen Lösungen und maßgeschneiderten Produkten begegnet.
Wie wichtig sind Linienreedereien für den Kakaohandel?
Da Kakao weitestgehend in der westlichen Hemisphäre konsumiert, aber in Afrika und Lateinamerika angebaut wird, sind Transportdienstleister enorm wichtig für den internationalen Kakaohandel. Spannend ist, dass Kakao auch heute noch nicht ausschließlich in Containern verschifft wird. Dies hängt allen voran mit den einzelnen Lotgrößen, aber auch mit den Destinationen zusammen. Wenn beispielsweise ein Lot über 150.000 Tonnen Kakaobohnen an eine bestimmte Destination verschifft werden soll, kann ein gechartertes Bulkschiff attraktiv sein.
Diese Option nutzen unsere Kunden vor allem in der Hauptsaison zwischen Januar und April. Doch der Container ist auch im Kakaotransport auf dem Vormarsch. Insbesondere für kleinere oder zeitkritische Lots ist die Flexibilität von Liniendiensten attraktiv. Langfristig wird der Container auch in Kakaotransport die Bulkschifffahrt ablösen. Zusätzlich zu den Bohnen verschiffen wir aber auch halbfertige Kakaoprodukte wie Kakaobutter, Kakaopulver, Kakaomasse und sogar Kakaoschalen. Beim Kakao wird, wie bei der Kokosnuss, alles genutzt. Weiterverarbeitete Produkte werden fast ausschließlich im Container gefahren.
Welche Herausforderungen gilt es beim Kakaotransport zu bewältigen?
Die Hauptsaison der Kakaoernte dauert von November bis Mai und fällt somit in den europäischen Winter. Das bedeutet, dass die Container beispielsweise bei 35 Grad Celsius in Abidjan geladen und bei minus 5 Grad Celsius im Amsterdam entladen werden. Kakao ist ein Naturprodukt und enthält Feuchtigkeit. Trotz der enormen Temperaturunterschiede auf dem Seeweg gilt es, die Kakaobohnen trocken zu halten und vor Schäden durch Nässe zu schützen. Darüber hinaus sind Kakaobohnen für ihre starke Hygroskopizität (Anmerkung: Die Fähigkeit, Wasserdampf aus der Luft zu binden) und für die hohe Wasserdampfabgabe während des Transports bekannt. So wurde beobachtet, dass sich der Wassergehalt bei längeren Seereisen um ein bis drei Prozent verringert. Nicht gut fermentierte und getrocknete Kakaobohnen neigen leichter zur Wasserdampfabgabe. Das macht den Transport ganz besonders anspruchsvoll.
Wie stellt Hapag-Lloyd sicher, dass die sensiblen Kakaobohnen unbeschädigt im Zielhafen ankommen?
Die Ware sollte unter Deck und nicht in der Nähe von Wärmequellen gestaut werden, da die Gefahr der Selbsterhitzung und Nachfermentation besteht. Unter Deck wirken die meteorologischen Außenbedingungen nicht mehr direkt auf die Container ein, so dass die Laderaumluft mit ihren Temperatur- und Feuchtewerten den entscheidenden äußeren Einfluss darstellt. Die Feuchtigkeit kann aus dem Container nur bedingt entweichen. Daher sollten Container für den Kakaotransport unbedingt mit Wellpappe ausgekleidet werden. Zusätzlich empfehlen wir die Nutzung von sogenannten Dry Bags. Dry Bags kennt jeder in Miniaturform zum Entziehen von Feuchtigkeit, beispielsweise in Schuhkartons. Für Container wird das gleiche Mittel genutzt – nur eben in viel größeren Beuteln. Bis zu zwei Kilo befestigen wir in einem Container.
Wer sind Ihre wichtigsten Kunden?
Der Kakaomarkt wird weltweit von fünf Handelshäusern dominiert. Mit Barry Callebaut in Zürich wird einer der Weltmarktführer im Kakaohandel bei uns in der Schweiz betreut. Weitere wichtige Kunden auf dem Schweizer Markt sind Cocoasource, Swiss Trading Solutions, aber auch die bekannten Produzenten Nestlè und Lindt & Spruengli.
Was sind die wichtigsten Export- und Importländer?
Jährlich werden mehr als vier Millionen Tonnen Kakao exportiert. Ein Großteil des Anbaus findet in Westafrika statt. Die Elfenbeinküste und Ghana sind zusammen für knapp 60 Prozent der Weltproduktion verantwortlich. Der Kakaoimport wird weitestgehend von Europa aus kontrolliert – wobei wichtig zu erwähnen ist, dass die Qualität des Kakaos in der Regel die Destination bestimmt. Die wichtigsten Importhäfen für Kakao in Europa sind Amsterdam, Antwerpen und Hamburg
Wie ist Hapag-Lloyd im Markt positioniert?
Beim Kakaotransport ist Hapag-Lloyd unter den fünf größten Reedereien weltweit. Seit 2007 bauen wir unsere Präsenz in Westafrika – der größten Exportregion für Kakao – kontinuierlich aus. Heute teilen wir uns den Markt mit den drei größten Reedereien Maersk, MSC und CMA CGM, sowie der Bulkschifffahrt. Obwohl wir erst knapp zehn Jahre auf dem Markt sind, konnten wir uns eine sehr gute Ausgangslage für zukünftiges Wachstum erarbeitet.
Wie schätzen Sie das weitere Marktpotential ein?
Die weltweite Nachfrage nach Schokolade steigt stetig. Und das nicht nur in Europa und Nordamerika – auch in asiatischen Ländern kommt man auf den Geschmack. Zusätzlich werden mehr und mehr Produkte mit Kakao verfeinert. Neue Nutzungsmöglichkeiten steigern den Bedarf zusätzlich. Diese Entwicklung schlägt sich auch im Kakaotransport nieder. In den letzten Jahren haben verschiedene Linienreeder mit gemischtem Erfolg versucht, auf dem afrikanischen Markt Fuß zu fassen. Hapag-Lloyd hat sich seit 2007 auf dem Markt etabliert und baut seine Präsenz kontinuierlich aus.
Was sind Hapag-Lloyd‘s Vorteile gegenüber Wettbewerbern?
Kurze Transitzeiten und ein Service ohne Umladungen sind die kritischen Größen im Kakaotransport, um Schäden durch Feuchtigkeit zu vermeiden. Außerdem ist der richtige Einsatz des „Dressings“ – der Wellpappe und der Dry Bags – sehr wichtig. Kakaokunden sind diesbezüglich anspruchsvoll, da jede Nachbesserung oder Wartezeit Geld bedeutet. Hapag-Lloyd bietet einen Premiumservice mit umfassenden Tracking-Möglichkeiten sowie ein weltweites Netzwerk. Wir setzen hierbei auf maßgeschneiderte Lösungen für unsere Kakaokunden: So wurde beispielsweise der in Eigenregie betriebene WAX-Dienst eigens für unsere Kakaokunden entwickelt. Es handelt sich um einen Direktdienst von Westafrika nach Europa mit der besten Transitzeit im Markt.
Außerdem schätzen unsere Kunden die lokale Erreichbarkeit der Hapag-Lloyd Mitarbeiter. In der Schweiz beispielsweise können wir durch die Arbeit des Commodity Competence Centers in Basel diese Kundennähe sicherstellen und für uns nutzen. Kompetenzzentren wie dieses hat Hapag-Lloyd weltweit eingerichtet, um „Commodity“-Kunden – in der Schweiz insbesondere für Kakao, Kaffee und Baumwolle – mit konzentriertem Fachwissen durch Experten Vorort optimalen Service zu bieten.
Welche Maßnahmen ergreift Hapag-Lloyd, um im Kakaohandel zu wachsen?
Auch im Kakaotransport schläft unsere Konkurrenz nicht. Um unsere Wettbewerbsvorteile zu halten und weiter auszubauen, müssen wir vor allem in Westafrika weitere Ursprungsmärkte erschließen und Vorort mit Experten und eigenen Services aktiv sein. Zusätzlich arbeiten wir kontinuierlich an innovativen Zusatzleistungen, um uns vom Wettbewerb abzuheben. Durch eigens entwickelte, maßgeschneiderte „Inlets“, beispielsweise, können wir erhebliche Kosteneinsparungen erzielen und Kunden eine optimale Lösung für Kakaotransporte aus Westafrika ermöglichen. Mit Kunden in der Dominikanischen Republik testen wir erfolgreich neue Entfeuchtungsmittel. Unsere Statistik spricht für sich selbst: seit mehr als drei Jahren haben wir weltweit keinen einzigen größeren Schaden im Kakaotransport verzeichnet. Wir sind stets gewillt, für unsere Kunden die Extrameile zu gehen. Es ist beeindruckend, was Hapag-Lloyd im letzten Jahrzehnt im Kakaotransport erreicht hat und ich freue mich auf die zukünftige Entwicklung.
Info:
Als Leiter des Hapag-Lloyd Geschäfts in Afrika hat Holger Schwesig die Präsenz des Unternehmens im Kakaotransport maßgeblich beeinflusst. Auf unzähligen Kundenbesuchen in den Ursprungsländern sammelte er jahrelang Erfahrungen, die ihm und seinen Kunden nun Importseitig in der Schweiz zugutekommen. Seit Juni 2015 leitet dort das Hapag-Lloyd Büro. Holger Schwesig studierte Betriebswirtschaftslehre in Deutschland und England. Nach Stationen in der Tabakindustrie und der Hinterlandlogistik begann er 2004 seine Laufbahn bei Hapag-Lloyd im Vertrieb in Hamburg und Italien.
Text und Fotos wurden mit freundlicher Genehmigung Hapag-Lloyd Insight entnommen: Link
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