Der Herr spricht zu uns
Der Herr spricht zu uns
Eine kleine Pier mitten im Wasser wies Sportbootfahrer an, dort festzumachen und einen Melde-Knopf an einer Signalanlage zu drücken. Also ratz fatz angelegt, wir waren ganz alleine im Vorhafen unterwegs, der Skipper auf die Pier, der Knopf gedrückt, umgedreht und zurück an Bord. „Wo wollen sie hin?“ Ein mächtige Stimme ergoss sich von oben über mein Bestreben wieder an Bord zu krabbeln. Mir, wie auch der Bordfrau, gefror das Blut in den Adern. Ich drehte mich um, kehrte langsamen Schrittes zu dem Melde-Knopf zurück, kein Lautsprecher zu sehen, kein Mikrofon, nix. „Wo wollen sie hin?“ Die Stimme wurde deutlich ungehalten. Und, „ich schwörs“, ich habe zum ersten -und hoffentlich auch zum letzten Mal in meinem Leben- einen elektrischen Schalter angesprochen. Oder besser, ich wollte ihn ansprechen, denn inzwischen hatte ich vergessen wo ich war oder hin wollte, hätte nichts zu erklären gewußt. Aber die Stimme half: „Ah, ich sehe sie auf dem Monitor, bin noch bei der anderen Schleuse, komme gleich rüber, dann geht´s los.“ Die Schweißperlen auf der Stirn wichen langsam, ich war froh wie ich an Bord war und nach wenigen Minuten die Ampel auf grün sprang und sich das große Schleusentor öffnete. Besatzung auf Manöverstation, Antriebsdiesel gestartet, alle Leinen los und ein und los ging´s.
Zwei Mann Besatzung bedeutet: Die Bordfrau handelt die Leinen auf dem Vorschiff, der Skipper fährt, stoppt, legt an, rast über das Promenadendeck zur Leiter, jumped aufs Achterdeck, greift die Achterleine und macht den Dampfer hinten fest. Soweit so gut. Also langsam rein in die Schleuse, die Kammer ist ewig groß. „Pass auf Süße, zehn Meter voraus ist ein „Nagel“ in der Spundwand, da geht die Vorleine drüber!“ „Alles klar.“ Aufgestoppt, Vorleine drüber, Skipper übers Promenadendeck, Leiter runter, Achterleine in die Hand und hilflos die zigmeter hohe Spundwand hochgeguckt. Und die ist quasi glatt wie ein Kinderpopo, jedenfalls nichts zum festmachen, kein eingelassener Poller oder Nagel, nix. Drei Meter achteraus allerdings, also Leine aufgeschossen hingelegt, Leiter hoch, übers Promenadendeck, ans Ruder: „Wir müssen drei Meter achteraus, schön die Vorleine fieren!“ „Alles klar“. Fahrthebel auf zurück, langsam geht die „Demmin“ achteraus. Fahrthebel auf Stopp, halt fest die Vorleine, ratz fatz übers Promenadendeck, Leiter runter, 30 Grad in praller Sonner, Achterleine in die Hand, über den „Nagel“, nur noch belegen. „Sag mal, kann das sein dass die Schleuse schon wieder aufgeht?“ „Häh?“. Tatsächlich, nicht zu fassen, achtern alles wieder los, Leiter, Promenadendeck, „Vorne alles los und ein“, und weiter geht´s. Das steht fest, die Schleusenanlage von Hohensaaten ist inklusive ihres Vorhafens irgendwie nicht mein Ding. Egal.