Rhinow/Stölln – Es war spektakulär. Keine Frage. Am 23. Oktober 1989 landete Flugkapitän Heinz-Dieter Kallbach mit seiner Crew eine Illjuschin 62 auf der nur 860 Meter langen Startbahn des Segelflugplatzes in Stölln in der Nähe von Rhinow im Havelland. Üblicherweise benötigte dieses Langstreckenflugzeug eine dreimal längere Landerollstrecke.
Irgendwie setzte Kallbach damit auch einen beeindruckenden Schlusspunkt auf die Geschichte der DDR-Staatsfluglinie „Interflug“, die im Zuge der deutschen Wiedervereinigung nur ein knappes Jahr später endgültig in den Geschichtsbüchern landete.
Die „Lady Agnes“, so der Name der Illjuschin 62, dient jetzt auf dem ältesten Flugplatz der Welt als spektakuläres Ausstellungsstück mit einer kleinen Sammlung an Bord und, Achtung, einem Trauzimmer des zuständigen Standesamts.
Der Flugplatz Stölln hat aber eine viel längere Geschichte als Kallbachs waghalsige Landung, denn die Region rund um den Gollenberg diente vor allem dem Luftfahrtpionier Otto Lilienthal als Testgelände für seine innovativen Flugapparate.
Lilienthal, der im Sommer 1891 als erster Mensch überhaupt geflogen ist, führte weitere Versuche ab 1893 vom Stöllner Gollenberg durch. Die Aufwinde dort werden bis zum heutigen Tag gerne von Segelfliegern und Drachenfliegern genutzt.
Otto Lilienthal verstarb jedoch bereits am 9. August 1896 bei einem Testflug, nach einem Absturz aus rund 15 m Höhe. Das Andenken Lilienthals wird aber dort in mehreren Projekten in Ehren gehalten.
Zurzeit ist der Sonderplatz Stölln auch Bestandteil der Bundesgartenschau im Havelland. So kann dort nicht nur die „Lady Agnes“ besichtigt werden, sondern das gesamte Gelände wurde mit „schwebenden Blumenbeeten“, Fluggleiter werden die genannt, ausgestattet. Der Besuch lohnt, und wer sich für Blumen nicht so sehr interessiert, der mag Interesse an einem Besuch bei „Lady Agnes“ haben. Wolfgang Henze
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