Ilkene (wwot) – Irgendwie ist es eine lästige Pflicht. Manchen gar unangenehm. Hilft aber nichts, regelmäßig muss ein Wohnmobil zur Entsorgungsstation, Grau- und Schwarzwasser müssen raus, Frischwasser rein. Angenehm ist es, wenn es kein Gedrängel an der Station gibt und möglicherweise mittenmang auch noch ein Übereifriger solo mit seinem Fäkalienbehälter nervt.
Es ist schon erfreulich, dass ein größeres Wohnmobil in der Regel auch längere Entsorgungszyklen bieten kann. Da sind dann doch die Tanks größer, statt winziger Fäkalienbox ruht ein veritabler Schwarzwassertank im mobilen Untergrund und die Frischwasserkapazitäten sind ebenfalls größer. Aber es hilft nichts, so alle sieben bis zehn Tage muss man halt ran, dann heißt es ab zur Entsorgung: Lass laufen!
Auf dem Campingplatz Leiputrija, am Rande des Gauja-Nationalparks, war die Entsorgung heute kein Problem. Warum? Auf dem Platz ist nichts los, da die Saison im Baltikum im Grund nur die Monate Juli und August kennt, und die Plattform ist mit einem etwas größeren Wohnmobil leicht zu erreichen. Also: Hinten alles „seefest“ gezurrt, vorne den Sechs-Zylinder gestartet und langsam um die Ecke Richtung Betongeviert mit zentralem Abwasserrohr. Der längste Abwasserschlauch hängt unter dem Heck des „Dampfers“, ist schnell aus seiner Schatulle gezogen und reicht locker bis ins Rohr. Zuerst wird das Schwarzwasser abgelassen – dank Ammovit nahezu geruchsfrei, vollkommen flüssig allerdings mit der Anmutung von Altöl ausgestattet – und danach das Grauwasser. Das hat den Vorteil, dass der Abwasserschlauch automatisch wieder sauber gespült wird.
Wenn die Abwassergeschichte erledigt ist, der Schlauch wieder verstaut, desinfiziere ich mir die Hände und widme mich dem Frischwasser. Nun ja, da ist die Situation auf dem Campingplatz Leiputrija ein wenig rustikal. Zwei Wasserhähne mit prostatasymptomatischen Wasserfluss, maximal für einen Wasserdieb und stundenlanger Frischwasserübernahme geeignet, zwingen dann doch zu einen Blick auf den vorhandenen festverschraubten Frischwasserschlauch. Pffft, einem ehemaligen Marineoffizier und Seefahrer, auch trainiert in Frischwasserhygiene, kann sich da nur die Stirn in Falten legen. Hilft aber nichts, das Wasser muss rein. Also: Schlauch und einen der Wasserhähne ordentlich gespült. Die Kanne mit einer sämigen Mischung aus Certisil Combina und Wasser gefüllt und ab in den „Dampfer“. Im Anschluss den Frischwasserschlauch nochmal gespült und mit Impresan-Spray ordentlich auf den letzten Meter desinfiziert: Wasser marsch!
Zwanzig Minuten dauert es etwa und „zack“ sind wieder 350 Liter im Wohnmobil. Alles wieder eingepackt und langsam zurück auf die große Parzelle gerollt.
Eines sei noch erwähnt. Ein festeingebauter Fäkalientank ist im Vergleich zur Kassette schon schwer von Vorteil. Und wer glaubt, man hätte – wenn man länger irgendwo steht – einzig die Möglichkeit direkt zur Entsorgung zu fahren, der irrt. Wenn ich keine Lust dazu habe, dann hole ich ein „Abwassertaxi“ aus dem Doppelboden und rolle Ladung für Ladung Grau- und Schwarzwasser zum Entsorgungsloch. Aber heute hatte ich dazu so überhaupt keinen Bock. Übrigens, wenn beide Abwassertanks komplett gefüllt sind, müsste ich 18,4 Mal rollern. Zehn Mal habe ich schon geschafft, denn so richtig voll sind die Tanks eher selten. Wolfgang Henze
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