Hamburg (wwot) – Komplette Eisenbahnzüge, riesige Kessel, tonnenschwere Generatoren und Antriebe, Oldtimer-Flugzeuge oder Katamarane: Nur eine Auswahl ungewöhnlicher Transporte auf Containerschiffen von Hapag-Lloyd und seinen Partnern. Und vor allem sechs Beispiele für eine Ladungsart, bei der Hapag-Lloyd besondere Kompetenz besitzt: So genannte Out of gauge-Ladung (OOG).
„Als OOG werden besonders große und schwere Transportgüter bezeichnet, die nicht in einen Standard-Container passen“, sagt David Piel, Senior Manager Special Cargo bei Hapag-Lloyd. Sie werden entweder ‚pre-lashed‘ auf so genannten Flatracks oder Open-Top Containern gesichert – oder etwa als so genanntes Break-Bulk per Containerbrücke oder Schwimmkran an Bord eines Schiffes gehoben und dort mit Spezialgeschirr auf bereits vorbereiteten Flatracks sicher verzurrt.
Im Bereich dieser Schwergut- und Spezialverladung will Hapag-Lloyd in Zukunft stärker punkten. „Wir haben eine jahrzehntelange Erfahrung und sind anerkannt für unser technisches Know-How sowie unseren Fokus auf Qualität und Sicherheit“, sagt Piel. Der Diplom-Ingenieur ist ebenso wie seine Kollegen in den auf XXL-Ladungen spezialisierten OOG-Abteilungen selbst jahrelang zur See gefahren. Piel besitzt zusätzlich zum nautischen Patent auch das technische. Er darf also einerseits als Kapitän Containerschiffe steuern, aber ebenso als technischer Ingenieur – beispielsweise im Maschinenraum – arbeiten. „Die Erfahrung an Bord ist unverzichtbar für unseren Job“, sagt Piel.
Für ihn scheint es nach oben hin kaum Grenzen zu geben: „Je größer und schwerer die Ladung, desto besser“, schmunzelt Piel und ergänzt: „Was das Gewicht anbelangt, können wir alle Ladungen bis 500 Tonnen problemlos handhaben, wenn in den Häfen die entsprechenden Krankapazitäten vorhanden sind. Sofern sich an der übergroßen Ladung Spezialgeschirre, Ketten und Gurte befestigen lassen, spielt auch die Form der Ladung nur eine untergeordnete Rolle. „Oberste Priorität hat allerdings stets, dass die Ladung unbeschädigt und sicher bei unseren Kunden ankommt.“
Noch gehen die meisten XXL-Transporte von Europa oder Nordamerika in Richtung Asien. In Piels Fokus steht allerdings auch der wachsende Markt in die umgekehrte Richtung. So suchen mittlerweile immer öfter Firmen in China oder Indien nach sicheren und schnellen Möglichkeiten, übergroße oder besonders schwere Produkte nach Europa zu verschiffen.
Zukünftig will sich Hapag-Lloyd daher stärker auf diesem wachsenden Markt positionieren. Dafür wird sogar die OOG-Abteilung in Hamburg vergrößert. „Gleichzeitig prüfen wir, wie wir unsere internen Abläufe so optimieren können, dass wir Kunden noch schneller ein passendes Angebot machen können“. sagt Piel. Sein Ziel ist es deshalb, stets das optimale Verhältnis von Qualität, Sicherheit und Schnelligkeit zu finden, um die Erwartungen und Wünsche von Kunden bestmöglich zu erfüllen.
Erst jüngst hatten David Piel und seine Kollegen bei diversen Verladungen gezeigt, wie Out of gauge ohne größere Probleme umgeschlagen werden kann – etwa beim Transport von Schnellzügen vom chinesischen Qingdao ins niederländische Rotterdam: Insgesamt wogen die zwei Züge mit ihrem 26 Meter langen Triebfahrzeug mehr als 100 Tonnen. Auf Lastwagen-Chassis gelangten sie zunächst von der Fabrik zum Hafen von Qingdao im Osten Chinas. Dort wurde die Ladung, an einer Spezialhalterung hängend, per Containerbrücke vorsichtig an Bord gehoben. An Bord lagerten die Züge sicher verlascht auf jeweils elf 40-Fuß-Flatracks. Anschließend ging es weiter nach Rotterdam und von dort aus nach Österreich, wo sie intensiv getestet wurden.
Trotz Übergröße und einem Gesamtgewicht von mehr als 100 Tonnen hat Hapag-Lloyd diesen Schnellzug problemlos nach Europa verschifft.
13 bis 18 Meter lang waren vier riesige Kessel, die Hapag-Lloyd von Mundra im Nordwesten Indiens nach Antwerpen in Belgien brachte. Zusammen wogen die Bauteile für eine Sojaöl-Raffinerie mehr als 130 Tonnen. Von der indischen Hafenstadt transportierte Hapag-Lloyd die Anlage nach Antwerpen. An Bord lagerte die Spezialladung unter Deck, fest verlascht auf 40-Fuß-Flatracks.
Geradezu ein Leichtgewicht von „nur“ sechs Tonnen, aber dennoch eine besondere Herausforderung war ein Jagdflugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg, das Hapag-Lloyd von Australien nach Großbritannien brachte. Die Lockheed P-38 Lightning lagerte während ihres Transports von Adelaide durch den Suez-Kanal nach Tilbury gut verpackt und fest verzurrt auf Holzböcken. Das Flugzeug mit einer Spannweite von knapp 16 Metern und einer Länge von mehr als elf Metern ist nun eines der Highlights des „Classic Jets Fighter Museum“ in Adelaide, einem Museum für Militärflugzeuge.
Egal ob besonders groß, besonders schwer oder beides kombiniert – OOG-Spezialist Piel liebt die Herausforderungen, die mit jedem einzelnen Transport verbunden sind. „Jede OOG-Ladung ist einzigartig und wird von uns individuell betreut“, sagt er und freut sich bereits auf den nächsten großen Wurf. Zu groß oder zu schwer? Das gibt es für ihn einfach nicht.
Text und Fotos wurden mit freundlicher Genehmigung dem Online-Magazin „Hapag-Lloyd Insight“ entnommen: Link
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