Rendsburg (wwot) – Eine Studie identifizierte vor wenigen Jahren Schleswig-Holstein als zweitbeliebteste Wohnmobil-Ferienregion in Deutschland, teilte dem nördlichsten deutschen Bundesland gleichzeitig aber auch den vorletzten Platz in Sachen Wohnmobilfreundlichkeit zu. Eine „Schere“, die sich vermutlich nur langsam schließen lassen wird. Zumindestens in der Nord-Ostsee-Kanalregion rund um Rendsburg, genauer gesagt von Sehestedt westwärts bis Breiholz, wird jetzt aber ordentlich „Gas gegeben“. So entstehen in den nächsten Jahren einige neue Wohnmobilstellplätze, die auch höchsten Ansprüchen der mobilen Gäste gerecht werden sollen.
Eine Erfolgsgeschichte ohne Gleichen ist der erst vor wenigen Jahren erbaute Wohnmobilstellplatz in bester Nord-Ostsee-Kanal-Lage in Schacht-Audorf, gegenüber von Rendsburg, geworden. Dieser Platz dürfte sicher ganz oben in der Auslastungshitparade deutscher Stellplätze mitspielen. Zwar verdüsterte sich zeitweilig die Situation wegen eines kommunalpolitischen Ränkespiels rund um den Stellplatz ein wenig, so drängelte der ehrgeizige Orts-Bürgermeister den erfolgreichen Platzbetreiber aus den bestehenden Vertrag (wwot berichtete darüber: Link). Der Bürgermeister stellte dann zusätzliches Personal ein und übernahm die Verwaltung quasi direkt aus dem Rathaus. Möglich war dies, da der Stellplatz mit erheblicher finanzieller Unterstützung der Europäischen Union, durch die Kommune errichtet worden war. „Irgendwann ist im Rathaus wohl aufgefallen, dass mit so einer touristischen Einrichtung auch Geld verdient werden kann“, war im Umfeld der Polit-Posse schließlich zu hören.
Im Nachhinein wird sich dies für den Wohnmobiltourismus am Nord-Ostsee-Kanal jedoch sogar als ausgesprochen segensreich erweisen, denn der vormalige Platz-Betreiber in Schacht-Audorf ist der Inhaber des renommierten Wohnmobil- und Caravanhandels „Spann an“ in Osterrönfeld. Und Bernd Eichstedt stellte auf Nachfrage gegenüber worldwideontour.de fest: „So etwas passiert mir kein zweites Mal mehr.“
Bereits nach kurzer Zeit konnte der erfolgreiche Camping-Unternehmer ein großes Grundstück in allerbester NOK-Lage gegenüber dem Rendsburger Kreishafen ankaufen, das bereits im kommenden Frühjahr als Wohnmobilstellplatz eröffnet werden soll. Kai Eichstedt, Sohn des Firmeninhabers und ebenfalls in der Geschäftsleitung des Unternehmens tätig, betont, dass der neue Stellplatz exzellenten Komfort für Wohnmobilisten bieten wird. Tatsächlich gehört zum Platz auch das in der Region renommierte Kanal-Café, ein Biergarten soll zusätzlich eröffnet werden, Sanitärgebäude und ergänzend auch einige Ferienwohnungen. Bis zum Kanaltunnel sind es nur wenige hundert Meter, so dass die Rendsburger City auch gut zu Fuß erreicht werden kann.
Tatsächlich wurde dieser Tage dann auch bekannt, dass Familie Eichstedt ebenfalls gebeten worden ist, den früheren Lkw-Parkplatz der Getreide AG, jetzt Dava Agravis, unmittelbar neben der Schwebefähre in Rendsburg, zum Wohnmobilstellplatz umzubauen.
Das Gelände gehört der Rendsburger Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Zurzeit steht noch die Zustimmung des Rendsburger Stadtrats aus, die notwendige B-Plan-Änderung wurde jedoch bereits eingeleitet. Kai Eichstedt geht davon aus, dass auf dem Gelände am Kanal-Café 34 Stellplätze entstehen werden und neben der Schwebefähre 48 Plätze. Der Platz soll mit Stromsäulen und einer Ver-/Entsorgungseinrichtung ausgestattet werden. Einziger Wermutstropfen, während Großveranstaltungen, wie beispielsweise dem längsten Achter-Ruderrennen der Welt, steht der Platz nicht für Wohnmobile zur Verfügung.
Eine B-Plan-Änderung benötigt auch Hans Brauer. Der rührige Kanalfischer und Gastronomie-Unternehmer in Sichtweite der Rader Autobahn-Hochbrücke beabsichtigt ebenfalls einen Wohnmobilstellplatz zu errichten. Mit bester Sicht auf den Nord-Ostsee-Kanal soll der ausreichend Platz für 20 bis 25 Wohnmobile errichten. „Dieses Angebot richtet sich vor allem an meine Gastronomie-Gäste“, so Hans Brauer.
In neue Hände ist auch der Campingplatz Eidertal in Breiholz gelangt. Birgit Stotz, erfolgreiche Gastronomin im Ort und seit Jahren erfolgreich mit dem „Ahoi“ Hotel und dem Café „Alte Scheune“ am Nord-Ostsee-Kanal, hat den Campingplatz übernommen und unter dem Namen „Bootsmann“ neu eröffnet. Inzwischen ist der gelungene Umbau der Anlage nahezu abgeschlossen und bietet neben einer beeindruckenden Gastronomie auch neue Wohnmobilstellplätze an. Direkt an der Eider gelegen und in Fahrrad-Reichweite zum Nord-Ostsee-Kanal gelegen, wird dies ein weiterer Anziehungspunkt für Wohnmobilisten und Camper allgemein werden.
Die neuen Stellplatz-Initiativen stellen eine echte touristische Bereicherung für die Region dar. Dies macht aber auch erforderlich, dass bestehende Anlagen mit dem Neuangebot mithalten können. Lage und Ausstattungsdefizite werden sich in Zukunft vermutlich ungünstig auswirken. So wird der Wohnmobilstellplatz in Sehestedt (bis Oktober 2016 wegen Baumaßnahmen ohnehin geschlossen) absehbarerweise auch nach Errichtung des neuen MarktTreffs mit Kanal-Imbiss keine Stromsäulen bekommen. Tatsächlich gehört das Gelände nämlich dem Wasser- und Schifffahrtsamt, also der Kanalverwaltung, mit denen solche Infrastrukturmaßnahmen kaum verhandelt werden können.
Der Umbau des Parkplatzes an der Schwebefähre erzeugt zusätzliche Konkurrenz im Rendsburger Stadtgebiet. Die Auslastung des Untereider-Wohnmobilstellplatzes, in der Nähe des Schwimmbades, ist trotz seiner exzellenten Ausstattung in den letzten Jahren beständig gesunken. Auch wird der relativ neue Wohnmobilstellplatz zwischen dem Flugplatz Schachtholm und dem Nord-Ostsee-Kanal zusätzlichen Konkurrenzdruck verspüren, denn sowohl „Bootsmann“ in Breiholz, wie auch der Osterrönfelder Platz beim Kanal-Café liegen in der Nähe und werden mit besserer Ausstattung punkten können. Möglicherweise rächt sich dann der Konzeptwandel in Schachtholm vom großzügigen unparzellierten Stellplatz hin zur abgeteilten Boxenlösung dann doch noch. Ebenfalls wird dort keine Sanitäreinrichtung oder eine WLan-Lösung angeboten.
Für Regionalmanager Marco Neumann von der „Eider- und Kanalregion Rendsburg“ bedeutet die positive Entwicklung in Sachen Wohnmobilstellplätze auch die Notwendigkeit einer besseren Vermarktung des künftigen Angebots. Gemeinsam mit dem NOK-Tourismus sollen Konzepte entwickelt werden, um die Plätze bei den künftigen Gästen bekannt zu machen. „Wir müssen schauen, dass wir auch die Betreiber ins Boot bekommen, um rund um ein gutes Angebot schnüren zu können“, so der Regionalmanager. Dabei sei durchaus auch an Zehner-Karten oder Bonus-Bons gedacht, so Neumann.
Unabhängig vom neuen Angebot wird jedoch auch zunehmend deutlich, dass sich die NOK-Anliegergemeinden gegen die Zunahme des freien Stehens am Nord-Ostsee-Kanal wehren. Obwohl das schleswig-holsteinische Naturschutzgesetz freies Übernachten ohnehin nur sehr eingeschränkt zulässt und trotz ohnehin vorhandener Durchfahrts- oder Einfahrtsverboten ans Kanalufer, „rüsten“ die Gemeinden jetzt technisch auf. So wurde beispielsweise das freie Stehen von Wohnmobilen am Nord-Ostsee-Kanal in Königsförde kürzlich mit dem Auslegen einer langen Reihe von Findlingen solide unterbunden. Wolfgang Henze
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