Wintercamping ist so etwas wie die Königs-Disziplin für Wohnmobile. Da bedarf es ein wenig Vorbereitung für Menschen und Material. In wenigen Wochen geht es einmal mehr für uns los, das Ziel soll wieder Leutasch-Reindlau sein -vorausgesetzt dort liegt auch ausreichend Schnee-, kurz hinter der deutschen Grenze bei Mittenwald. Inzwischen hat der Besitzer des Campingplatzes gewechselt, auch haben wir ein neues Wohnmobil. Wollen mal schauen, wie sich diese Veränderungen praktisch auswirken. Beim Wohnmobil ist es sicher eine Verbesserung, beim Campingplatz? Nun ja, wir werden sehen. Die letzte Reise nach Leutasch war toll, wie hier zu lesen ist.
Aus maskuliner Sicht ist es mit den Dingern ja wie man es dem Umgang mit Frauen nachsagt. Es geht nicht mit ihnen, aber es geht auch nicht ohne sie. Die Rede ist von Navigationsgeräten in Autos, oder wie in diesem Fall, in einem Reisemobil. Nach knapp eintausend Kilometer langer Reise mit dem Wohnmobil von Sehestedt nach Mittenwald zur zweiten Zwischenübernachtung, war die letzte Etappe von knapp zehn Kilometern eigentlich ein Klacks. Aber der hatte es dann schließlich in sich.
Das kleine Gerät an der Frontscheibe, mit der sympathischen weiblichen Stimme, empfahl nämlich die kürzeste Strecke von Mittenwald zum Holiday Camping nach Leutasch, und die führt auf direktem Weg über die Landesstraße 14. Im Winter empfiehlt sich die doch recht schlanke Verbindung zumindest für größere Wohnmobile eher nicht, denn kommt einem dort ein Linienbus oder ein Schneeräumfahrzeug oder alles gleichzeitig entgegen, dann kann es sehr schnell sehr aufregend auf der engen Straße werden. Lektion gelernt, beim nächsten Mal führt die Anfahrt besser über die Innsbruckerstraße nach Scharnitz, weiter nach Seefeld und dann über Weidach nach Reindlau. Das ist einfacher, breiter und nervenschonender, allerdings auch ein bisschen weiter. Aber wie auch immer, die Reise zum Holiday Campingplatz in Leutasch lohnt, denn dort wird der Wintercamper von einem hervorragend ausgestatteten Campingplatz, inklusive Hallenbad und Saunaanlage, in herrlichster Natur und noch dazu unmittelbar an der Langlaufloipe gelegen, die Teil des rund 250 Kilometer langen Loipennetzes der Region ist, empfangen.
Vor 30 Jahren wurde der Campingplatz dort von der Familie Haslwanter gegründet, die zuvor eine kleine Landwirtschaft betrieb. Da es dort oben aber keinen Campingplatz gab und der Tourismus immer wichtiger für die Region wurde, entschloss sich die Familie damals zum Umstieg von der Landwirtschaft zum Tourismus. „Und das haben wir auch nie bereut“, erzählt Reinhold Haslwanter, der zusammen mit seiner Familie den top-bewerteten Platz über die Jahre immer weiter ausgebaut hat. Schwimmbad, Sauna, Restaurant, Laden und erstklassige Sanitäreinrichtungen sind dort Standard, der Platz gehört daher mit Recht zu den Top-Angeboten in Österreich; kein Wunder, dass dort etliche deutsche Camper rund ums Jahr Dauerstellplätze gepachtet haben.
Für Naturfreunde, Wanderer oder Ski-Langläufer ist der Campingplatz ohnedies erste Wahl, bestens gelegen in schöner Natur bedarf es nur weniger Schritte bis man auf den schlanken Langlauf-Brettern stehen kann. Reindlau selbst hat allerdings nur wenig zu bieten, jedoch fährt der Linienbus regelmäßig nach Weidach zum „Gemeindezentrum“ oder auch weiter nach Seefeld, dem urbanen Herzen der großen Ski-Region mit einem Infrastrukturangebot, das jeden Wunsch erfüllen kann.
Wintercamping? Ja geht denn das? Klar, das funktioniert bestens, wenn man ein wenig vorbereitet ist, sich das Reisemobil grundsätzlich dazu eignet und der angesteuerte Campingplatz über ein gewisses technisches Ausrüstungsniveau verfügt. Dazu gehört das regelmäßige Schneeräumen genau so wie die Möglichkeit Gasflaschen tauschen zu können und vielleicht in einer Entsorgungs- bzw. Waschhalle das eigene Fahrzeug vor der Abfahrt vom Schnee zu befreien. Stromanschlüsse und Entsorgungseinrichtungen gehören ohnedies zum Standard eines Campingplatzes. Das Fahrzeug selbst muss, wie beispielsweise unsere Hobby „Sphinx“, wintertauglich sein; erste Wahl unter den Reisemobilen sind dafür Alkoven-Fahrzeuge mit Doppelboden, da ist quasi die Fußbodenheizung serienmäßig eingebaut und die Frisch- und Abwassertanks sind im Doppelboden ebenfalls vor Frost geschützt untergebracht. Und wenn man dann nach langem Marsch oder Lauf über die Loipen zur mobilen Ferienwohnung zurückkehrt, ist es dort schön warm und gemütlich, und nach ein wenig Ruhe kann man zum Abend dann auf dem Holiday Campingplatz immer noch Hallenbad, Sauna oder Gasthof aufsuchen. Schöne Tage verfliegen dann wie nichts, und immer daran denken, besser nicht über die L14 nach Deutschland zurück.
Info: www.tirol.camp/
Kommentar hinterlassen