Die Waffenruhe zwischen Libanon und Israel seit dem 14. August 2006 hat eine wesentliche Voraussetzung für die Lösung innenpolitischer Konflikte im Libanon geschaffen. Dieser Prozess wird seit 2006 durch eine erhebliche Verstärkung der bereits seit 1978 im Süden des Landes eingesetzten „Blauhelm“-Mission gefördert. Seit 2006 ist die Deutsche Marine an dieser Unifil-Friedensmission beteiligt.
Internationale Marineeinheiten überwachen seit mehr als acht Jahren die libanesischen Küstengewässer und das östliche Mittelmeer, um den Seeverkehr zu überwachen und Waffenschmuggel zu verhindern. Wenig bekannt ist, dass die deutschen Seestreitkräfte dazu einen Logistik- und Führungsstützpunkt in Limassol auf der Insel Zypern, sowie ein Ausbildungskommando in Jounieh, nur wenige Kilometer entfernt von der libanesischen Hauptstadt Beirut, unterhalten.
Die deutschen Marinestreitkräfte im internationalen Unifil-Einsatz werden zurzeit von Fregattenkapitän Jörg Buddenbohm geführt. Vom „Castle“ aus, der deutschen Logistik-Basis im Hafen von Limassol, führt der ausgebildete Kampfschwimmeroffizier, der im Inland als Kommandeur der Spezialkräfte Marine in Eckernförde tätig ist, die deutschen Marinesoldaten im UN-Einsatz vor der libanesischen Küste. Neben dem Logistikpersonal auf Zypern sind dies zurzeit die in Rostock beheimatete Korvette „Erfurt“ (wwot wird darüber berichten), sowie das Personal des Deutschen Ausbildungskommandos an der Marineschule Jounieh im Libanon.
Zunehmend wächst vor allem die Bedeutung des deutschen Ausbildungspersonals im Libanon. „Denn“, so Ausbildungsleiter Arne P., „die Qualifizierung der libanesischen Marinesoldaten ist ein Teil der Exil-Strategie.“ Damit ist gemeint, dass die internationalen Seestreitkräfte mittelfristig überflüssig würden, wenn die libanesische Marine ihr Küstenvorfeld selbst überwachen kann. Und dabei sei sie vor allem dank deutscher Hilfe, wie der libanesische Marinechef Konteradmiral Nazih Jbaily betont, in den letzten Jahren ein gutes Stück vorwärts gekommen.
Tatsächlich haben bislang rund 3.000 Teilnehmer an den Kursen und Schulungen der deutschen Marinesoldaten teilgenommen. Chef der Ausbilder ist zurzeit Arne P., der in einem kleinen Ort in den Hüttener Bergen, in der Nähe des Nord-Ostsee-Kanals, in Schleswig-Holstein lebt. Der Korvettenkapitän ist eigentlich Kommandant auf dem Flugkörperschnellboot „S 76 Frettchen“ und absolviert zurzeit seinen sechsten Unifil-Einsatz. „Das erste Mal war ich gleich zu Beginn der deutschen Beteiligung im Jahr 2006 als Zweiter Wachoffizier auf dem Schnellboot S 80 Hyäne hier“, erklärt der deutsche Marineoffizier. Ein weiterer Einsatz als Wachoffizier, dann als Kommandant und später als Ausbildungsleiter in Beirut folgten. „Knapp 600 Tage Unifil habe ich jetzt im persönlichen Logbuch“, so P.
Tatsächlich sind die von den Deutschen organisierten Ausbildungsanteile überaus wichtig. Neben operativer und technischer Ausbildung liegt auch ein Teil der libanesischen Offizierausbildung in deutschen Händen. „Wir vermitteln vor allen Dingen Kenntnisse über internationale und Bündnis-Zusammenarbeit, wie aber auch über moderne Führungs- und nautische Systeme“, erklärt der stellvertretende Ausbildungsleiter Oberleutnant zur See Patrick H.
In den letzten Jahren haben die deutschen Marinesoldaten ebenfalls erheblich dazu beigetragen eine funktionierende Kette von Küstenradarstationen (KRO) aufzubauen. Dazu wurden neue Gebäude errichtet oder aber vorhandene in die neue Nutzung überführt. So wurde beispielsweise der Leuchtturm von Beirut ebenfalls mit einer Radarstation ausgerüstet. Für die Ausbildung des Personals sorgte die Deutsche Marine ebenfalls.
In der letzten Woche konnte der Geschäftsträger der Deutschen Botschaft in Beirut einen neuen Werkstattwagen für die Wartung der KRO an den Befehlshaber der libanesischen Marine, Konteradmiral Nazih Jbaily, offiziell übergeben. Jbaily betonte in seiner Ansprache vor allem die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Deutschen Marine nachdrücklich.
Die KRO besteht inzwischen aus neun Stationen (davon acht „on task) entlang der libanesischen Küste und ist in der Lage die Territorialgewässer nahtlos zu überwachen. Zunehmend mehr übernimmt daher die libanesische Marine die Verantwortung für die Seeraumüberwachung, für die zurzeit ebenfalls die deutsche Korvette „Erfurt“ verantwortlich ist.
Die libanesische Marine umfasst rund 1100 Mann, davon 395 Offiziere. Sie befindet sich wie die anderen Teilstreitkräfte im Aufbau und beschränkt sich auf die Aufgaben einer Küstenwache. Die Flotte besteht aus einigen Patrouillenboote und zwei ehemaligen französischen Landungsbooten. Zwei frühere Streifenboote der Bremer Polizei (Achmit –Ex-Bremen 2 und Nakura –Ex-Bremen 9), sowie das ehemalige deutsche Schießgebietsicherungsboot „Tabarja“ (Ex-Y 838 Bergen) verstärken die Flotte. Hinzu kommen 25 kleinere Boote. Bis 2018 erwarten die Libanesen jedoch die Lieferung von drei größeren Patrouilleneinheiten aus Frankreich.
Innenpolitische Probleme, eine bisweilen brüchige Waffenruhe mit Israel und Flüchtlingsströme aus Syrien tragen Sorge für eine sehr fragile staatliche Ordnung im Libanon. Der internationale Unifil-Einsatz und die deutschen Ausbildungsanteile leisten jedoch einen substantiellen Beitrag zur Stabilisierung in der Region. Der deutsche Marineeinsatz und seine engagierten Soldaten bei Unifil hätten mehr Beachtung in der Heimat verdient.
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