Hamburg/Offenbach (wwot) – Am 3. Januar 1976 traf die bis bislang höchste Sturmflut die deutsche Nordseeküste, Weser und Elbe. Der durch das Orkantief Capella ausgelösten Flut fielen anders als 1962 an Land aber keine Menschen zum Opfer. Möglich gemacht haben dies eine erfolgreiche Katastrophenvorsorge, vor allem kontinuierlich verbesserte Vorhersagen und Warnungen vor Stürmen und Sturmfluten, wie auch umfassende Deichschutzmaßnahmen. Heute ist die Gefährdung der Küstenbewohner und Wirtschaftsräume durch Hochwasser geringer als vor 40 Jahren. Experten des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) und des Deutschen Wetterdienstes (DWD) gehen davon aus, dass Sturmfluten auch künftig beherrschbar sein werden.
Am Vorabend des 3. Januar 1976 gab das Seewetteramt Hamburg eine Warnung vor einem schwerem Sturm mit Windstärke 10 Beaufort (Bft) aus Südwest, später auf Nordwest drehend für die Deutsche Bucht heraus. Der Sturmflutwarndienst des damaligen Deutschen Hydrographischen Instituts (DHI) -des heutigen BSH- warnte am frühen Morgen des 3. Januars vor einer sehr schweren Sturmflut (mehr als 3,5 m über dem Mittleren Hochwasser (MHW)) an der gesamten deutschen Nordseeküste für den Nachmittag und Abend. Kurz darauf zeichnete sich eine weitere Verstärkung des Sturms auf Windstärke Bft 11 ab. Das DHI korrigierte die Vorhersagen der Höchstwasserstände um gut einen Meter nach oben. Vom südlichen Teil Nordfrieslands bis zur Unterelbe wurden Hochwasserwerte gemessen, die alle bisherigen Fluten übertrafen. Mit rund 4,5 m über dem Mittleren Hochwasser (6,45 m über Normal Null) unter anderem am Pegel in Hamburg stellen sie bis heute die höchsten je dort gemessenen Werte dar.
Wettervorhersagemodelle sind heute viel genauer
1976 setzte der DWD ein Wettervorhersagemodell ein, das die Erde mit einem Netz umspannte, dessen Knoten jeweils 381 Kilometer (km) voneinander entfernt lagen. Für jeden dieser Punkte wurde dann das Wetter vorausberechnet. Heute liegt die Gitterpunktweite zwischen 2,8 km beim Deutschlandmodell und 13 km beim globalen Modell des DWD. Damit können Wetterphänomene deutlich besser vorhergesagt werden. Angesichts der vor 40 Jahren noch sehr groben Vorhersagemodelle spielte die Berufserfahrung der Meteorologinnen und Meteorologen eine noch größere Rolle als heute. Gudrun Rosenhagen, 1976 diensthabende See-Meteorologin: „Unser wichtigstes Arbeitsmaterial war damals weniger die Vorhersage aus dem Rechner, sondern die Analyse der Boden- und Höhenwetterkarte und unser Wissen um die Entwicklungsschritte eines Sturmtiefs. Aus den dreistündigen Druckfalländerungen und den Abständen der analysierten Isobaren wurde mit Hilfe empirischer Formeln auf die Windstärke geschlossen.“
Deiche hielten Stand
Deicherhöhungen und der Bau von Sperrwerken führten dazu, dass die Hamburger Bevölkerung von der Sturmflut am 3. Januar 1976 verschont blieb. Lediglich an wenigen Stellen wie zum Beispiel im Unterelbebereich seewärts von Stade, an denen Maßnahmen zum Schutz vor Sturmfluten noch nicht umgesetzt waren, kam es am Nachmittag des 3. Januar 1976 zu Überläufen, Deichbrüchen und Überschwemmungen. Andernorts beschädigte die Sturmflut vereinzelt die Deiche schwer. Sie hielten aber Stand. Dennoch verursachten der Sturm und die Flut Schäden in Milliardenhöhe, besonders an den Hafenanlagen und Gütern im Hamburger Hafen.
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