Smalininkai: Kleiner Ort, große Herausforderung

An der Memel entsteht ein Wohnmobilstellplatz

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Autor Wolfgang Henze auf Projekt-Recherche in Litauen. Fotos: Henze, Sopha

Smalininkai, oder Schmalleningken, wie der kleine Ort bis 1945 hieß, gilt als einzige ehemals ostpreußische Gemeinde, die nördlich der Memel liegt und daher heute zu Litauen gehört. Vor rund drei Jahren hörte ich überhaupt den Namen zum ersten Mal und dies im Zusammenhang mit redaktionellen Recherchen zu Kooperationsprojekten des Diakonischen Werks Schleswig-Holstein mit den drei baltischen Republiken.

Aus einem früheren sowjetischen Kindergarten wird ein modernes Sozialzentrum.

Ich besuchte damals Pastor Mindaugas Kairys in Jurbarkas, der in seiner Funktion als Landeschef des Diakonischen Werk von Litauen bereits etliche bemerkenswerte soziale und medizinische Projekte im letzten Jahrzehnt angeschoben hatte. Einige davon hatten wir uns die Tage zuvor angeschaut, darunter die Euro-Waisen, die Sozialstation von Kretinga und auch das Drogen-Reha-Zentrum Gabrielius in Vyziai. Eigentlich war ich durch mit der Arbeit, plante bereits die Rückreise mit dem Wohnmobil nach Deutschland, denn ich hatte insgesamt nahezu drei Monate für die Recherchen zu einer umfassenden Projekt-Dokumentation im Baltikum verbracht.

Pastor Kairys fragte mich zum Abschluss, ob ich sehr im Stress sei oder vielleicht noch eine Stunde für einen kleinen Ausflug erübrigen könne, denn er hätte eine neue Idee und sei etwas unsicher, wie damit umzugehen wäre. Ja, kein Problem, und so fuhren wir vom Pastorat in Jurbarkas die Memel entlang rund zehn Kilometer nordwestwärts nach Smalininkai.

Im vorderen Bereich entsteht ein kleiner Wohnmobilstellplatz.

Unterwegs erzählte er mir von dem Ort, der Geschichte und der Situation in der Gegenwart. Rund 450 Menschen würden dort leben, viele Erwachsene müssten ihr wirtschaftliches Glück in anderen europäischen Nationen suchen, weil es kaum Arbeitsplätze in der Region geben würde, vor allem alte Menschen, Kinder und Jugendliche würden daher dort permanent leben. Und für die müsse dringend etwas getan werden, und wie der Zufall es wolle, hätte ihm die Gemeinde einen großen verfallenen Bau angeboten, der einst zu Sowjetzeiten als Kindergarten diente.

Dies wird der Sanitärbereich für die Stellplätze.

Einen Plan für das künftige Projekt hatte Mindaugas Kairys bereits fertig im Kopf, eine Tages-Sozialstation für Kinder und Jugendliche soll dort entstehen, sowie Appartements mit „betreutem Wohnen“ für alte Menschen. Unschlüssig war er nur, was mit der vorgelagerten großen Fläche geschehen könne, die direkt in einer schmucken Höhenlage an die Memel grenzt und beste Sicht bis nach „Russland“ bietet.

Mindaugas Kairys ist Pastor in Jurbarkas und als Diakonie-Chef in Litauen maßgeblich an vielen Sozialprojekten im Land beteiligt.

Ich schlug damals vor, daraus doch einen Wohnmobilstellplatz zu machen, denn das Angebot an Campingflächen ist zwischen Kaunas und Klaipeda ist doch noch recht dünn gesät in Litauen. Und sowohl Ort, wie auch die Lage unmittelbar an der Memel sei doch recht interessant und der Camping-Tourismus im Baltikum würde wachsen, zwar langsam, aber wachsen. „Die Diakonie kann doch keinen Campingplatz betreiben“, sagte Mindaugas Kairys damals verblüfft. „Warum nicht“, entgegnete ich, „der Wohnmobilstellplatz in Rendsburg wird auch von der Diakonie betreut.“ Das überzeugte ihn, eine Idee war geboren.

Blick aus einem der künftigen Senioren-Appartements.

Nun ist der Umbau der Gebäude in vollem Gang. Der Sozialbereich konnte inzwischen mit Hilfe einiger Institution und Stiftungen, wie der Diakonie Stiftung Schleswig-Holstein und der Sozial-Lotterie „Aktion Mensch“ finanziert werden, die Finanzierung der Senioren-Appartements ist durch eine deutsche Stiftung ebenfalls in Kürze gesichert, einzig für den Wohnmobilstellplatz könnte noch Unterstützung gebraucht werden.

Die Memel bei Rambyno.

Anfang Juli konnte ich das Projekt erneut besichtigen und sehen, dass die Arbeiten in vollem Gang sind. Bereits im Herbst des Jahres soll die Tages-Sozialstation für Kinder und Jugendliche eröffnet werden. Dort werden sich in einem Extra-Bereich auch die Sanitäreinrichtungen für den Wohnmobilstellplatz befinden. Die Seniorenwohnungen werden wohl im Jahr 2020 fertiggestellt werden. „Der Bedarf ist groß, wir müssen uns ranhalten“, erklärt Pastor Kairys. Und den Wohnmobilstellplatz würde man auch noch auf die Beine gestellt bekommen, ist er sicher. Ich bin das auch und werde darüber berichten.

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