Via Baltica 1: Baustellen pflasterten ihren Weg

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Wie kommt man von Polen nach Tallinn? Ganz klar – auf der Via Baltica. Schön gemacht mit EU-Mitteln. Beziehungsweise, die Schönheitskuren sind noch im Gange. Das wiederum bedeutet oftmals kilometerlange Abschnitte mit abgefräster Teerdecke, Fahrbahnverengungen, Baustellenfahrzeuge. Der Fahrer stöhnt. Die Beifahrerin bemerkt lakonisch: „So wird‘s wenigstens nicht langweilig.“

Baustellen kennen wir schließlich auch aus heimischen Gefilden. Okay, die sind natürlich viel besser abgesichert. Aber auf der Schnellstraße, die durch Litauen, Lettland und Estland führt, kommt man außerdem in den Genuss einer besonderen Spezialität: LKW-Rennen. Egal, ob die Fahrer aus Polen, Litauen oder Rumänien kommen – jeder will noch ein paar Milli-Sekunden schneller am Ziel sein als der andere. Also wird überholt auf Teufel komm raus. Da ist es auch egal, ob in der Fahrbahn-Mitte deutlich erkennbar eine doppelte durchgehende Linie prangt. Oder ob wir uns einer Kreuzung nähern. Oder ob so merkwürdige runde Schilder mit einer 50 am Straßenrand stehen. Alles nur Empfehlungen – so schien es uns jedenfalls. Denn kaum jemand hielt sich an die uns geläufigen Verkehrsregeln.

Oftmals stockte uns angesichts der Überholmanöver regelrecht der Atem. Besonders spannend wurde es, wenn wir von einem rasenden Containertransporter mit über 90 Stundenkilometer überholt wurden und wir vor uns sahen, wie zwei weitere Trucks auf voller Fahrbahnbreite ermittelten, wer schneller ist. Wir wollten zwar ebenfalls zügig voran kommen, aber bevorzugten 80 als Durchschnittsgeschwindigkeit. Dabei kann man wenigstens jede Birke und jede Kiefer einzeln betrachten 🙂

Kühe grasen direkt an Wegen und Straßen
Kühe grasen direkt an Wegen und Straßen

Aber im Ernst: So rollte es sich entspannt dahin und wir konnten ab und zu mit einem Meister Adebar in Blickkontakt treten. In aller Seelenruhe staksen die Störche nämlich am Fahrbahnrand entlang…

Was uns auffiel: In diesem Jahr sahen wir weit mehr Womos aus Deutschland als 2010. Damals begegnete uns höchstens ein Dutzend der mobilen Heime – und die meisten davon kamen aus Italien (!) oder Estland. Dieses Mal kam uns auf dem Weg gen Norden ein buntes Spektrum aus allen Teilen der Republik entgegen. Sollten die Deutschen das Baltikum als Reiseziel entdeckt haben?

Dieser Verdacht wurde bei Bauska (Litauen) erhärtet. Unser Womo-Führer (Hünerfeld: „Mit dem Wohnmobil ins Baltikum“) empfahl hier einen Campingplatz: Camping Nameji, direkt bei Bauskas, auf dem Weg zum Schloss Mezotne. Haben wir ohne große Probleme gefunden. Nur: Der Platz war rappelvoll. Insbesondere von Wagen aus Schleswig-Holstein. Der Platz machte in der Tat einen sehr guten und gepflegten Eindruck. Vielleicht hätte es auch noch ein Eckchen für unser großes Schiff gegeben – aber wir fanden niemanden, den wir hätten fragen können.

Also steuerten wir die zweite Empfehlung des Womo-Führers an: Beim Schloss Mezotne. Allerdings ist hier ein Hotel der Oberklasse unter gebracht. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass die Betreiber dann gerne Womos vor der Türe stehen haben. Wir hätten etwas abseits übernachtet, aber da war die Disco der Siedlung mit davor herumlungernden Jugendlichen. Also dritter Versuch: Es war noch ein weiterer Campingplatz ausgeschildert gewesen: Araji

Hier mussten wir allerdings erst ein Stück auf einer grob geschotterten Piste zurück legen, eine enge Einfahrt passieren – um dann festzustellen, dass der Platz hübsch angelegt aber winzig ist. Jedenfalls keine Chance für uns, sich zu platzieren. Oder auch zum Wenden. Der Rückfahrkamera sei Dank gelang das Rücksetzen ohne große Probleme. Ein paar Meter von dem Grundstück entfernt (wie alle kleinen Ansiedlungen auf dem meist flachen Land war es dicht von Bäumen umstanden) wurde ein Haus neu gebaut. Hier war reichlich freie Fläche. Dort standen wir unbehelligt, ruhig und gut.

Übrigens: Im Baltikum gehen die Uhren anders. Nämlich noch mal eine Stunde vor. Wir wunderten uns über den nachlassenden Verkehr. Dabei war es doch erst zwanzig Uhr… Falsch! Es war bereits 21 Uhr. Inzwischen ist es uns gelungen, Armbanduhren, Laptop-Uhren, Handy-Uhren, Thermometer-Uhren, Womo-Uhren umzustellen. Halt – den Wecker habe ich vergessen.

Gemeinsames Autorenportrait sab whe_bearbeitet-1

 

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