Sauerkraut und Kartoffeln sind feste Bestandteile der estnischen Küche. Und vielleicht wird es auch deutscher Senf. Estnische Küche? Ein Camper-Kollege rümpfte einwenig die Nase angesichts dessen, was ihm in diversen Restaurants serviert worden war. Nun ja, Pasta mit Lachs sind zwar lecker, aber eben die estnische Abwandlung der italienischen Küche. Wesentlich besser bedient ist der Esser, wenn er sich Restaurants mit traditioneller Küche sucht.
So wie das Söögimaja in Lümanda auf Saaremaa. Der Ort ist klein, das Restaurant also nicht zu verfehlen. Zudem liegt es direkt neben der russisch-orthodoxen Kirche – denn in dem Gebäude war einmal die Kirchenschule unter gebracht. Alles ist dort rustikal: Das Äußere der Speisekarte, die Einrichtung der Gaststube und die Bedienungen tragen Kleider im alten Stil. Die jungen Frauen selber sind allerdings eine Augenweide.
Die Auswahl der Speisen ist nicht ganz einfach, obwohl die Karte durchgehend zweisprachig ist: Estnisch und Englisch. Also am besten ein Wörterbuch einstecken! Wir hatten keines dabei und erlebten einige Überraschungen – allerdings wohlschmeckende.
So wird als kalte Vorspeise „Kartulisalat“ = „Potatoe salad“ offeriert. Kartoffelsalat? Ja. Aber die estnische Variante in einer speziellen Söögimaja-Zubereitung – mit Fleisch, Gurken, Möhren und vielen anderen Zutaten. Übrigens ein Gericht, das bei Esten zu keinem Feiertag fehlen darf. Erinnert das nicht irgendwie an deutschen Weihnachten?? Allerdings: Geschmacklich kann die deutsche Variante mit der estnischen überhaupt nicht mithalten!
Kartoffeln sind überhaupt wichtig in der Küche des kleinen Landes. In fast jedem Restaurant kann man zu seinem Hauptgang wählen, in welcher Zubereitungsart man sie haben möchte: Fried, baked, boiled oder mashed. Das heißt: Gebraten, gebacken, gekocht oder gestampft. Dabei haben die hiesigen „baked potatoes“ nichts mit jenen Folienkartoffeln gemein, die unter diesem Namen bei uns angeboten werden. Vielmehr sind es Kartoffel-Stücke, die außen krosch und innen weich sind. Wie sie zubereitet werden? Wahrscheinlich in der Fritteuse, vermuten wir. Schmeckt aber gut…
Superlecker sind auch die Stampfkartoffeln, die man im Söögimaja in einer solchen Menge serviert bekommt, dass ich noch nie gesehen habe, dass es jemandem gelungen ist, die Portion aufzuessen.Und es sind natürlich frisch gestampfte Kartoffeln – und keine Pampe aus der Tüte!
Ein anderes leckeres Gericht ist das Lammragout, das allerdings aufgrund der Optik für manchen gewöhnungsbedürftig ist: In einer reichhaltigen Gemüsebrühe schwimmt das gekochte Lammfleisch samt Knochen. Das Wunderbare: die Möhren schmecken richtig nach Möhren, die Rübchen nach Rübchen und dass Lamm ist total zart!
Eine weitere estnische Spezialität ist Sauerkraut.Ja, richtig gelesen: Sauerkraut. In der Veski Trahter, einer umgebauten Mühle in Kuressaare, haben wir es zusammen mit Schweinefleisch probiert. Lecker! Mehr süß als sauer war es und lag nicht so schwer im Magen wie das auf deutsche Art zubereitete Kraut.
Am Sonnabend nachmittag haben wir dann noch Senf getestet. Echten deutsch-estnischen Senf. Denn Birgit Kutzera und Andreas Wittke sind aus Deutschland und haben sich vor einigen Jahren im Norden der Insel Saaremaa ein Haus gekauft. Und warum Senf? Das haben uns die Zwei im Gespräch verraten.
Übrigens: Den Senf haben wir bei rund 29 Grad im Schatten probiert. Eine heiße Sache!
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