Diese drei Punkte werden in jedem Reiseführer zu finden sein: Bahnhof, Burg und die Promenade. Was soll ich also hier noch darüber schreiben …. ? Vielleicht, dass der Bahnhof in der Tat ein imposantes Gebäude ist. Schade nur, dass hier keine Züge mehr fahren. Die Gleise sind vom Unkraut überwuchert, an etlichen Nebengebäuden blättert die Farbe ab und manche der Loks sind dem Schrott näher als der Sehenswürdigkeit. Trotzdem bieten Gebäude und Gelände viele Fotomotive.
Errichtet wurde der Bahnhof übrigens extra für den Besuch eines Zaren. Das war zu jener Zeit, als Haapsalu seine Blütezeit als Kurort erlebte. Schlammbäder waren damals in – und sind es heute wieder.
Aber zurück zum Bahnhof. Wir stromerten an einem Montag über das Gelände. Unbehelligt von Museumswächtern, und ganz ohne Eintritt zu zahlen. Denn das Museum ist eigentlich nur von Mittwoch bis Sonntag geöffnet. Also der Eingangsbereich. So haben wir keine zwei Euro Eintritt pro Person gezahlt, aber für unser „Gefühl“ genug gesehen.
Vom Bahnhof aus (hier kann man auch sehr gut mit dem Womo parken) sind wir zu Fuß in die Altstadt gegangen. Dafür benötigt man circa zehn bis fünfzehn Minuten. Übrigens: Centrum heißt auf estnisch Keskus. Das entnehmen wir einem Wegweiser. Am Bahnhofs-Vorplatz steht aber noch ein anderer – besonderer – Wegweiser.Er zeigt an, wie weit es zu den insgesamt elf Partnerstädten von Haapsalu ist. Ganz oben am Pfahl zeigt der Pfeil nach Rendsburg, das übrigens in „Saksamaa“ liegt – so heißt Deutschland auf Estnich.
Beeindruckt waren wir von der Bischofsburg – obwohl von der Burg nur noch die Mauern stehen. Aber die Bischofskirche ist noch erhalten und beherbergt unter anderem ein sehenswertes Museum. Hier soll man in der Taufkapelle ab und an eine weiße Erscheinung sehen…. die Weiße Frau, die Seele jenes armen Mädchens, das man hier einst eingemauert haben soll. Tja – die Sitten waren hart damals.
Hier stößt man auch ab und an auf deutsche Spuren. Denn neben Dänen und Schweden hatten auch die Deutschen hier mal das Sagen. Der Name des Bistums – Ösel-Wieck – macht es deutlich. Ösel – so hieß einst Saaremaa. Und das frühere Wieck ist heute Lääne (oder Läänemaa).
Am ehemaligen Marktplatz – heute Schlossplatz – hatte es mir vor allem ein Gebäude angetan: Das ehemalige Hotel St. Petersburg. Der Bau steht leer und ist wohl auch renovierungsbedürftig. Aber eine Plane zaubert einen Hauch der großen Vergangenheit in die Gegenwart: Aus den Fenstern schauen Persönlichkeiten, die mit der Stadt verbunden sind bzw. waren – zum Beispiel der Komponist Peter Tschaikowsky.
Dem soll auch die Promenade gefallen haben. Die hat damals sicherlich anders ausgesehen als heute – denn sie ist erst vor kurzem instand gesetzt worden, dass ist deutlich zu sehen. Auch das Kursaal erstrahlt in neuem Glanz. Aber die Renovierung geschah sehr liebevoll – und so lässt es sich dort sehr gut lustwandeln. Von der Promenade kommt man zum Afrikastrand, der wohl so genannt wurde, weil das Wasser dort so warm ist. Wir haben‘s nicht ausprobiert, aber bei einer Rast auf einer weißen Banke den Blick auf das Wasser genosssen. Bevor wir uns wieder auf den Weg zurück zum Womo machten – der etwas dauerte, da ich ständig die schmucken Holzhäuser fotografieren musste.
Ach ja – natürlich haben wir wieder gut gegessen: Im „Hermanus“ in der Nähe vom Burg-Eingang. Quasi moderne estnische Küche. Frisch, lecker und zu empfehlen. Und natürlich wieder mit einem hübschen und freundlichen Mädel als Bedienung…Anders scheint es die Service-Kräfte in Estland gar nicht zu geben.
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