Am Sanatorium von Toila

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Richtung Nordosten – da werden die Campingplätze knapp. Von Tallinn aus brachen wir Richtung Osten auf. Den Ölschiefer-Abbau bei Kothla-Järve wollten wir uns ansehen. Letztlich blieb es dann bei einem Wasserfällchen und Wein mit Österreichern.

Die Fahrt aus Tallinn heraus führte über ein Stückchen der wenigen estnischen Autobahnen – die Straße no. 1, auch E20 genannt. Richtig super ausgebaut ist das erste Stück hinter der Hauptstadt. Hier liegen rechts und links der Straße auch viele Industriebetriebe. Eine Besonderheit der estnischen Autobahn: Hier gibt es Bushaltestellen! Irgendwo im Nirgendwo, während gebuddelt wird, Baustellenfahrzeuge unterwegs sind und in der Ferne Lagerhallen aufragen, steht dann ein Wartehäuschen. Und vielfach wartet tatsächlich jemand darin!!

Die Steilküste bei Toila
Die Steilküste bei Toila

Eingezeichnet ist die Autobahn bis Narva. Auch Chantal hat sie so weit gespeichert. Allerdings klaffen hier Wirklichkeit und Plan auseinander. Die Arbeiten sind noch nicht so weit gediehen. Schon etliche Kilometer vor der Stadt war Schluss mit dem stressfreien Fahren, nun mussten wir wieder damit rechnen, von russischen Sattelschleppern überholt zu werden.

Kurz vor Narva wollten wir übernachten. Hier bietet das Hotel Laagna neben Wellness auch Stellplätze an einem See an.

Treppe Strand sab
Die Treppe zum Strand

Doch vorher waren noch ein paar Kilometer zu bewältigen. Bei Kothla-Järve wird Ölschiefer abgebaut – und damit bisher ein Großteil der estnischen Energie gewonnen. Das ist eine mühselige Angelegenheit. Und verschandelt vor allem die Natur. Schon von der Autobahn aus konnten wir die riesigen Abraumhalden erkennen. Kurzfristig entschieden wir uns aber dann, nach links auf die Küstenstraße abzubiegen. Der Reiseführer versprach hier eine bis zu 50 hohe Glintküste und Wasserfälle. Glint ist laut unserem Reiseführer ein Kalksteinplateau. Nun ja – man sieht nicht viel davon, wenn man oben darauf herum fährt. Aber man hat einen weiten Blick auf das Meer – ohne Zaun, ohne Leitplanke.

Bei Valaste machten wir Halt. Hier soll es mit 26 Metern den höchsten Wasserfall Estlands geben. Entsprechend war der Parkplatz ausgebaut: nagelneues Café, nagelneues Sanitärgebäude mit einem Campingplatz. Am Aussichtsplateau müssen sie allerdings dringend arbeiten: es ist ein ganzes Stück zusammen gebrochen, so dass man nur mühsam auf das fallende Wasser blicken kann. Das heißt, wenn da Wasser ist. Es tröpfelte eher – ein Wasserfällchen also. Auch dafür hatte der Reiseführer eine Erklärung: Der Fall wird künstlich gespeist. Und im Sommer ist das Wasser manchmal knapp.

Mio Mare Ristoran sab
Restaurant Mare Mio

Dort trafen wir auf ein Paar aus Österreich. Bei einem Kaffee wurden Erfahrungen ausgetauscht. Auch sie hatten Narva als Ziel – und so trafen wir uns in Toila wieder, einem kleinen Ort, der schon vor dem Ersten Weltkrieg ein beliebter Badeort war, zu dem die Gäste auch aus St. Peterburg kamen – das ja gar nicht so weit entfernt ist. Heute ist davon nicht mehr viel zu spüren. Das heißt, der Strand ist immer noch beliebt, denn der Nahverkehrsbus entlud ganze Scharen von Menschen mit Badetaschen.

Wir steuerten das Toila Sanatoorium an – ein medizinisch orientierter Kurbetrieb. Das Hochhaus mit den Zimmern  ist nicht schön, aber gegenüber liegt unter Kiefern ein Campingplatz mit Hütten und einer großen freien Fläche mit vielen Stromanschlüssen – also mit viel Platz für Wohnmobile. Hier trafen wir die Österreicher wieder und schlugen nebeneinander unsere „Zelte“ auf.

Eine steile Treppe direkt hinter dem Platz führt zum „Strand“ hinunter – ein bisschen Sand, ganz viele Steine, aber schönes klares Wasser. Hier war einiges los. Laufend pilgerten Menschen hinter dem Zaun des Campingplatzes zum Strand.

Im Erdgeschoss des Hotels gibt es ein Restaurant: Mio Mare. Obwohl der Mann an meiner Seite ständige unkte, dass Hotelküche nie richtig gut sei, wollten wir es wagen. Die Einrichtung war gediegen, ein Alleinunterhalter spielte gängige Poptitel auf dem Akkordeon (aber richtig gut) und einige wenige Gäste waren in dem großen Saal verteilt. Dennoch dauerte es eine Weile, bis eine junge Bedienung die Karte brachte. Wir hatten den Eindruck, keiner der Servicekräfte traute sich so richtig, weil klar war, dass wir Ausländer sind. Die anderen Gäste waren durchweg Esten – oder Russen. Als Vorspeise orderten wir Pelmenis gefüllt mit Lachs und Kaviar. Nun bin ich kein Kaviar-Fan – aber diese Pelmenis waren nicht nur wunderschön fürs Auge arrangiert, sie schmeckten aus ganz hervorragend. Der Teig war locker, und die hellroten Kaviar-Kügelchen zerplatzen auf der Zunge und hinterließen ein feines Aroma. Aber auch unsere Hauptgänge waren köstlich: Lamm mit Kartoffeln und Hähnchenbrust mit Reis und Wok-Gemüse. 50 Euro kostete uns dieses Speisevergnügen. Das war völlig gerechtfertigt. Und das allgemeine Urteil über die Qualität von Hotelküchen revidiert.

Gemütlich stehen in Toila
Gemütlich stehen in Toila

Danach saßen wir noch bei einem Wein mit den Österreichern vor dem Womo – so lange, bis die Sonne gegen elf Uhr unterging und die Mücken aus ihren Verstecken hervor kamen. Es waren kleine Exemplare. Die waren nicht so stechfreudig, aber umschwirrten einen so sehr, das wir dann schnell in die Wagen flüchteten.

 

 

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