Ilkene (wwot) – In Sachen Campingplatzangebot hat sich in den letzten Jahren einiges getan in den drei Baltenrepubliken. Als gutes Beispiel kann dafür auch der Campingplatz Leiputrija gelten, der 2011 in der Nähe von Riga eröffnet worden ist. Der Platz bietet neben viel Ruhe und schöner Landschaft in Gauja-Nähe auch ein solides Ausstattungsangebot, und dies bei freundlicher Betreuung durch die Eigentümerfamilie Perro.
Man muss sicher nicht die Geschichte jeden Campingplatzes kennen, um sich dort wohl fühlen zu können. Aber die Historie von „Leiputrija“ kann mit Recht als ungewöhnlich bezeichnet werden. Bemerkenswert ist schon die Lage. Ziemlich gut „versteckt“ liegt das Ferienareal hinter dem größten Truppenübungsplatz (mit Schießplatz) Lettlands, zwischen dem Ort Adazi und dem Gauja-Ufer. Gute zehn Kilometer gilt es durch das Militärgelände zu fahren (wir berichteten darüber: Link) bevor man „Leiputrija“ erreicht. Tatsächlich gehörte dieses Gelände sogar einst zum Schießplatz, war lange Jahre Bestandteil einer riesigen Sperrzone in der russischen Truppen übten. Mit der Unabhängigkeit Lettlands Anfang der 1990er Jahre kam das Gelände jedoch wieder in den Besitz der Familie Perro zurück, der es einst gehörte, jedenfalls bis der Großvater von der russischen Verwaltung enteignet wurde. „Was tun mit dem Gelände“, erzählt Junior-Chef Agris Perro (30), „war die Frage.“ Letztlich wurde dann familienintern die Idee geboren dort einen Campingplatz einzurichten. Ursprünglich hatte die Familie eine Ladenkette in Riga, versprach sich von dem Campingplatz aber ein bisschen mehr Ruhe und Zeit füreinander.
Zu wissen gilt es jedoch, dass ein Campingplatz im Baltikum grundsätzlich ganz anders aussieht als beispielsweise in Deutschland. Litauer, Letten und Esten sind nämlich eigentlich keine Camper so wie wir es verstehen, da Wohnwagen – geschweige denn Wohnmobile – dort keine Tradition haben. „Bei schönem Wetter fahren wir nur am Wochenende raus, mieten einen kleinen Holzbungalow oder stellen ein Zelt auf“, erklärt Chefin Maija Perro (54). Also wurden in den ersten Jahren, und werden noch immer, kleine Holzbungalows aufgestellt und das etwas merkwürdig aussehende Sanitärgebäude – von der Familie auch Wigwam (auf der „fehlenden“ Dachfläche ist eine Terasse) genannt — sowie die Zeltwiese angelegt.
Einer der ersten im gesamten Baltikum der seinen Campingplatz auch für Wohnwagen und Wohnmobile vorbereite was schließlich Ago Lieblik auf der estnischen Insel Saaremaa. Dessen Campingplatz „Tehumardi“ (Link) in der Nähe von Salme wird inzwischen sehr häufig von deutschen, niederländischen und finnischen Campern angesteuert. Tehumardi wiederum diente als „Blaupause“ für den Campingplatz „Apalkalns“ (wir berichteten darüber: Link) im Gauja-Nationalpark und dessen Inhaber Juris Leimanis inspirierte schließlich die Familie Perro zur Neuausrichtung von „Leiputrija“. Und die ist gelungen. Alles was das Camperherz benötigt ist vorhanden von großzügigen Parzellen, über das rustikale und saubere Sanitärangebot bis hin zur praktikablen Entsorgungseinrichtung. Dann kann man auch noch Quad fahren im Gelände, bis zur Gauja ist es nicht weit, ein Schwimmteich ist vorhanden genauso wie eine Sauna oder das Gemeinschaftsgebäude.
Leiputrija ist ein Wohlfühlort in schöner Landschaft. Man muss jedoch wissen, dass ausser einem kleinen Shop auf dem Platz, alles andere ein wenig entfernt liegt. Bis Kadaga sind es rund elf Kilometer, einige mehr bis nach Adazi mit einem umfassenden Einkaufs- und gastronomischen Angebot. Von Kadaga bis Riga fahren moderne Busse in enger Taktung, und wer bei Familie Perro nachfragt, der bekommt auch einen Shuttle bis nach Kadaga. Mit einem „Beiboot“, einem Roller oder auch E-Bikes sind die Distanzen ohnedies kein Problem.
Wir haben „Leiputrija“ in unser Herz geschlossen, das hat neben der Qualität und Lage des Platzes auch viel mit der netten und freundlichen Betreuung durch die Familie Perro zu tun. Wir können „Leiputrija“ für Naturfreunde uneingeschränkt empfehlen. Wolfgang Henze
Info zum Campingplatz Leiputrija: Link
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