Hoi An: Eine vietnamesische Entdeckung

Die vietnamesische Küche ist in Deutschland weitgehend unbekannt: Ein Fehler, wie sich nach dem Besuch im Hoi An in Kiel herausstellte

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Bun Gion Sate mit Ente: Knusprige Vermicelli-Reisnudelnmit Salat, Lauchzwiebeln, Sojasprossen, Gurke, Zwiebeln, Erdnüssen, Röstzwiebeln und Koriander. Fotos: Henze, Sopha

Als ambitionierter Hobbykoch schaue ich gelegentlich eine Kochsendung im Fernsehen, denn Weiterbildung ist immer wichtig. Aber nur zwei verschiedene Serien kommen in Frage. Zum einen „Tim Mälzer kocht“, mein absolutes Vorbild in der Küche, ein wahrer Titan am Gasherd, der nicht wie viele andere Top-Köche dem Protein-Designing per Pinzette verfallen ist. Und darüber hinaus erfreue ich mich auch an Rosins zumeist vergeblichen Versuchen, oft völlig überforderten Dilettanten ein wenig Grundkenntnisse in Sachen professioneller Gastronomie beizubringen. Scripted reality, alles bullshit, völlig klar, hat aber Unfallcharakter, man kann vor lauter Grauen nicht wegschauen. Küchenhorror, eben. Aber man lernt ja gerne auch aus Fehlern anderer.

Der Autor und die Sup Van Tan.

Letzte Woche geriet ich zufällig in eine Sendung, über die ich schon öfters beim Zappen drüber weg bin. Da hocken Menschen in Restaurants und sollen Küchenqualität bewerten, erwecken bisweilen aber den Eindruck, als ob es ihnen schwerfallen würde Messer und Gabel korrekt zu halten. Wenig sinnreiche Kommentare eines „Sterne-Kochs“, der regelmäßig weitgehend unmotiviert auf den Bildschirm ploppt und ein paar Plattitüden absondert, komplettieren die Gastrokompetenzen der Beteiligten. Eigentlich egal, nur diesmal zappte ich erneut über dieses Elend und guckte auf ein richtig spannendes Menü, das sich unverkennbar auf die vietnamesische Küche berufen konnte. Großartig sah das aus, die Kritikertruppe drumherum schrumpfte hingegen erneut der Belanglosigkeit entgegen.

Sup Want Tan: Unverzichtbar für jeden Suppenkasper

Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich zwar über ein weitgespanntes Netz an Landesküchen- und reicher Genuss-Erfahrung verfüge, mich aber noch niemals ein vietnamesisches Restaurant oder die vietnamesische Küche überhaupt als solche erreicht hätten. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass ich zum einen nahezu globusumspannend gegessen und mich zum anderen in einer späten Phase reifer Jugend befinde. Egal, Google gucken und siehe da, in Kiel gibt es ein vietnamesisches Restaurant, Hoi An, beim Dreiecksplatz. Kurze mail, Tisch reserviert und zwei Tage später hin.

Sehr freundliche Begrüßung, korrekt unter Corona-Bedingungen, die Reservierung entpuppte sich als überflüssig, da der Chef zum einen vergessen hatte sie einzugeben und zum anderen im Restaurant nur wenig los war.

Sabine mit „Vulkan“

Ich hatte mich bereits zwei Tage zuvor online durch die Menükarte gelesen und zugegebenermaßen auch durch etliche Bewertungen in den einschlägigen Portalen. Letztere waren querschnittlich gut und das Stöbern in der Karte machte mächtig Freude. Es gab also nicht mehr so viel auszusuchen, der Plan stand bereits mehr oder weniger fest.

Buon Gion Sate mit Hühnerstreifen.

Vor dem Hauptgericht wurde es Thap Cam, die Fingerfoodplatte für zwei Personen, mit Frühlingsrollen, gebackenen Wan Tan, Sommerrollen, La Lot und Süßkartoffel-Sticks mit gerösteten Erdnüssen, Koriander und verschiedenen Dips. Da ein Leben ohne Suppe möglich, aber sinnlos ist, musste es, als Zwischengericht, dann noch eine Sup Van Tan mit Teigtaschen, Gemüse und Koriander für den Schreiber sein.

Als Hauptgerichte wählten wir gemeinsam Bun Gion Sate, mit Hühnerstreifen für die Dame und mit Ente für den Herrn. Buon Gion Sate sind knusprige Vermicelli-Reisnudeln mit knackigem Salat, Lauchzwiebeln, Sojasprossen, Gurke, Zwiebeln, Erdnüssen, Röstzwiebeln und Koriander. Lecker, lecker.

Koriander und Dips

Wie lautet also unser Fazit? Es war großartig. Alles lecker und auf den Punkt zubereitet, die Thap Cam verströmten gar eine kleine Rauchfahne, die vulkanartig aus dem Fingerfoodangebot herausströmte. Letztlich verließen wir auf angenehmste Weise verwöhnt – ein „Zwischengericht“ welcher Art hätte nicht Not getan, war einzig meiner Vorliebe für Suppe geschuldet – das Hoi An in dem sicheren Bewusstsein: Da waren wir nicht zum letzten Mal.

Rauchende Vorspeisenplatte

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