Von Schweden haben wir nicht viel gesehen. Wie gesagt – zu viel Regen. Von Karlskrona brachte uns die Stena Baltica nach Gdynia. Schon beim Einchecken fühlten wir uns wie in Polen: Die meisten Decksleute und die Service-Mannschaft kam aus Polen. Ich kramte mein „Dzien Dobry“ (Guten Tag) wieder heraus und musste feststellen, dass ich alles andere so gut wie vergessen hatte. Na ja, dass Bier piwo heißt, das wusste ich noch. Wir gönnten uns ein gediegenes Mal – nach Seafood darf‘s auch gerne mal wieder Fast Food sein. Hier in dem kombinierten Nachtclub-Schnellrestaurant-Lobby gab‘s auch ein W-Lan. Zum Hochladen von Bildern reichte es aber leider nicht.
Auch die Kabine war nicht so komfortabel wie auf der Scandinavica: Kein Fernsehen… Dafür wurden wir morgens um sechs nicht mit harschen Worten sondern mit Satchmos „Wonderful World“ geweckt – und das mit Blick auf den langen Sandstrand von Hela.Unser Frühstück fiel dieses Mal auch weniger umfangreich aus. Aber zum Glück hatten wir uns den üblichen Schnaps verkniffen *ggg*. Denn kaum war unser Womo um kurzn nach acht Uhr (!!) in Gdyna die Rampe heruntergerollt, empfing uns ein junger Mann in Uniform mit einem Schwall polnischer Worte. Das war die Aufforderung zum Alkoholtest: Einmal pusten, schauen, danke – weiterfahren.
Dann ging‘s quer durch Polen, genauer durchs Ermland und Masuren. Und das ohne vernünftige Autokarten, denn den Polen-Atlas hatten wir zu Hause vergessen. Wie gut, dass Chantal uns begleitet. Wie würdet ihr euch eine Chantal vorstellen? Apart, blond, zärtlich? Nun, diese ist zierlich, dunkelhaarig und ziemlich bestimmend. Vor allem: Sie kann sich Dinge erlauben, von denen ich als Beifahrerin nur träumen kann!
„Achtuung!“ säuselt sie zum Beispiel jedes Mal, wenn der Mann am Steuer nicht die Geschwindigkeitsbeschränkungen beachtet. Da genügt es schon, wenn er winzige zwei km/h zu zügig ist. Das sollte ich mir mal erlauben. Was ich mir dann anhören müsste…
Aber Chantal, tja, die darf das.
Sogar in dauerhafter und äußerst enervierender Art und Weise – so dass ich am Ende des Tages ultimativ zu verstehen gab: „Entweder, du verbietest ihr jetzt den Mund oder ich würge sie!“ Da dem Fahrer seine Chantal sehr kostbar ist (weil sie ihm sagt, wo‘s lang geht), musste sie fortan schweigen.
Zwischendurch hatte ich mir gewünscht, dass statt Chantal ein Bruce Willis an Bord wäre. So ein tougher Kerl – welche Frau hätte das nicht gerne? Aber ehrlich: Der Typ war mir zu bestimmend. „Zack, zack, jetzt abbiegen“, kommandierte er. Nee – da war mir Chantal, unsere kleine Französin, dann doch lieber. Unter anderem, weil sie immer so süß von „die Autobahn“ spricht.
Aber auch kleine Französinnen wissen nicht immer alles. „Wir wollen von Gdynia nach Suwalki fahren“, lautete die Aufgabe, die wir ihr stellten. Was tat sie? Wies uns den Weg nach Warschau. Okay, in Warschau würde es selbst kleinen Französinnen, ja, jeder modebewussten Frau gefallen. Aber wir wollten ja Richtung Nord-Ost. Als wir am Ende des Tages auf einer Autokarten dann doch einen Zipfel Nord-Polen entdeckten, mussten wir unsere Navi-Chantal Abbitte leisten: Die Landstraße no. 16 war genau richtig.
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