Campers Lust und Leid

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Schön viel Platz in Tehumardi

Auch auf der grünen Wiese treffen Weltanschauungen aufeinander. Ein etwas polemische Pamphlet… Warum fährt „man“ ein Wohnmobil oder ist mit einem Wohnwagen unterwegs? Nun, da gibt es sehr viele unterschiedliche Gründe – fast so viele, wie unterschiedliche Marken. Einige haben sich vielleicht für diese Reiseform erschienen, weil es ihnen preisgünstig erscheint. Andere bevorzugen diese Urlaubsform, weil die Kinder auf Campingplätzen viel Bewegungsfreiheit haben.

Dann sind da jene, denen es wichtig ist, jeden Abend im eigenen Bett zu schlafen. Und das hat man bei dieser Reiseform ja immer dabei! Mancher hat sich vielleicht für ein Womo entschieden, weil er Individualist ist und nicht dieselben Orte besuchen möchte, wie Pauschaltouristen. Und für etliche bedeutet es sicher einen Hauch von Freiheit, Abenteuer – und Unabhängigkeit von festen Plänen und Vorgaben.

Netter Besuch ist immer willkommen
Netter Besuch ist immer willkommen

Es gibt sicher noch weitere Gründe genau wie Mixturen von den genannten. Tatsache ist jedenfalls, dass auf Campingplätzen oftmals die Einstellungen aufeinander prallen. Vor allem, wenn eine Reisegruppe anrollt…

Da stehen dann die Individualisten, haben sich mit Sat-Schüssel, Tisch und Wäschespinne häuslich eingerichtet und beobachten mit Schrecken, wie eine ganze Kohorte von mobilen Reisenden sich auf „ihrem“ Platz breit macht. Wobei „Platz“ bis zu diesem Moment wörtlich zu nehmen war im Sinne von Raum. Schier unendlich viel Raum. Nicht mickerige drei Meter Abstand bis zum Nachbarn. Nein, der steht so weit weg, dass man nicht einmal die Gespräche der Dortmunder, Berliner oder Münchner belauschen kann. Doch nun sind da 17 Reisende bzw. Fahrer, die sich nicht alleine ins Baltikum trauen. Oder warum bucht man eine Womo-Gruppenreise in den europäischen Norden?

Waescheständer sab
Schön die Wäsche trocknen

Sie trauen sich auch nicht, das weitläufige Gelände zu erkunden. Nein, sie bleiben lieber gleich am Eingang und alle eng beisammen. Somit drängen sich dann 17 Wagen unterschiedlicher Größe auf einem kleinen Areal zusammen, während im hinteren Bereich großzügige Flächen ungenutzt sind. Sogar direkt neben der Rezeption auf dem Schotter bauen sie Wagen und Markisen auf – mit direktem Blick auf die Entsorgungsstation. Und fast hätten sie auch die freiheitsliebenden Individualisten in ihre Wagenburg mit einbezogen, wenn diese nicht klar gemacht hätten, dass sie nicht eingezwängt wie die Ölsardinen stehen möchten.

Gegen eines konnten sich diese jedoch nicht wehren: Laute Gespräche, Türenknallen, noch mehr Gespräche… Vor allem, als es dann wieder um die Abreise ging. „Die fahren bestimmt um acht Uhr morgens ab“, unkte die Individualisten-Frau. Klaro – so ein Gruppenreisender ist zäh. Trotz zahlreicher Wodka und einer Grillfeier am Vorabend war alles generalstabsmäßig vorbereitet für den frühen Abmarsch.

Allein hatte die Gruppe die Rechnung ohne den weichen Boden gemacht. Beziehungsweise der Fahrer eines riesigen Arto nicht die Schwere seines Fahrzeugs plus Vorderradantrieb bedacht. Erst brüllte der Motor auf, dann drehten die Räder durch – und der riesige Wagen war nicht einen Zentimeter von der Stelle gekommen. Dafür hatten sich die Vorderräder in den Rasen gegraben.

Kuscheln sab
Eng scheint schön zu sein: Die Gruppen-Kuschler

Die Individualisten drehten sich in ihrer Koje einmal von rechts nach links, murmelten etwas von „Können-die-nicht-mal-richtig-Auto-fahren“ und „Wenn-das-nicht-gleich-klappt-helfe-ich-denen-auf-die-Sprünge!“ Dafür waren dann schon etliche Mitreisende zur Stelle, die mit gebrüllten Kommandos, lautstarker Action und wieherndem Gelächter den Fahrer anspornten.

Ab neun Uhr senkte sich wieder friedvolle Stille über den Platz. Die verbliebenden Womo-Reisenden schliefen noch ein Stündchen – um dann beim Decken des Frühstückstisches die Bescherung zu sehen: Zwei gut zwanzig Zentimeter längliche Rillen im Rasen und eine heruntergefahrene Hecke. Rückwärts hatte es der Womo-Riese nicht geschafft…

Und die Moral von der Geschichte? Es gibt wohl einen guten Grund für „betreutes Reisen“, wie die Individualisten die Gruppenfahrt despektierlich titulieren.

P.S. Bevor nun alle Gruppenreisenden auf die Barrikaden gehen: Bitte beachten Sie die feine Ironie auch gegenüber den Individualisten.

Gemeinsames Autorenportrait sab whe_bearbeitet-1

 

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